Facebook hat sich in einem Gerichtsverfahren in den USA zur Zahlung von 52 Millionen Dollar (rund 48 Millionen Euro) an seine sogenannten Content-Moderatoren geeinigt. Die betroffenen Beschäftigten, die durch ihren Job krank wurden, sollen bei einer Diagnose wie einer posttraumatischen Belastungsstörung bis zu 50.000 Dollar für ihre Behandlungskosten bekommen, wie die Anwälte der Kläger am Dienstag mitteilten.
Content-Moderatoren gelten als die „digitale Müllabfuhr“. Rund um die Uhr prüfen sie Inhalte und entscheiden darüber, ob diese gegen die Richtlinien von Facebook & Co. verstoßen. Die ständige Konfrontation mit Pornographie, Gewalt und anderen expliziten, teils extrem verstörenden Bildern und Videos lässt die zumeist bei externen Dienstleistern Beschäftigten nicht selten traumatisiert zurück. Im Herbst 2018 verklagte daher eine frühere Content-Moderatorin Facebook mit dem Vorwurf, sie habe durch die gesehenen Inhalte nach neun Monaten eine posttraumatische Belastungsstörung davongetragen.
Mit Schock-Inhalten „bombardiert“
Facebook-Moderatoren würden täglich mit Tausenden Videos, Bildern und Live-Übertragungen von sexuellem Missbrauch von Kindern, Vergewaltigungen, Folter, Tiersex, Enthauptungen, Suiziden und Morden bombardiert, teilte Klägeranwalt Korey Nelson von der Kanzlei Burns Charest damals mit. Das soziale Netzwerk ignoriere seine Pflicht, für die Sicherheit dieser Mitarbeiter zu sorgen, die angesichts der schockierenden Inhalte irreparable traumatische Schäden in dem Job erlitten.
Die nun erzielte Einigung, die noch vom zuständigen Richter gebilligt werden muss, gilt für mehr als 10.000 Menschen aus Kalifornien, Texas, Arizona und Florida, die seit 2015 für Facebook gearbeitet haben. Der Mindestbetrag liegt bei 1000 Dollar.
Kein Ton, keine Farbe
Der Internetriese kündigte in der Einigung auch weitere Vorkehrungen zum Schutz der geistigen Gesundheit der Moderatoren an. So sollen Videos standardmäßig ohne Ton und in schwarz-weiß abgespielt werden. Bewerber für die Jobs sollen zudem speziell auf mentale Widerstandsfähigkeit geprüft werden, hieß es weiter.
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