Keine Frage: Die Österreicher haben die Corona-Maßnahmen der Regierung bisher vorbildlich und ohne großes Murren eingehalten. Doch nach Wochen des Durchhaltens scheinen die kritischen Stimmen immer lauter zu werden. Kann jetzt die Stimmung kippen?
Wer die letzten Tage durch die Straßen flanierte, war nicht alleine: Die Menschen schienen sich in Geschäften, Straßen und Parks zu tummeln. Von der anfänglichen Motivation, nur für das Nötigste nach draußen zu gehen, ist nicht viel geblieben. Es scheint, als wäre jegliche Corona-Angst verflogen.
Opposition packt wieder den Knüppel aus
Auch die Stimmen der Kritiker werden immer lauter. Die Maßnahmen müssten sofort beendet werden, die Regierung habe die Unternehmer zu wenig unterstützt und mit den Sicherheitsvorkehrungen über das Ziel geschossen - das sind nur einige wenige jener Anschuldigungen in Richtung Kurz und Kogler, die nun öfter zu hören sind. Und auch die Opposition hat wieder den verbalen Knüppel ausgepackt - vom ursprünglichen Schulterschluss ist nichts geblieben.
Nach dem Erfolg kommt der Frust
Klar ist: In der Corona-Krise hat die Bundesregierung uns allen einiges abverlangt. Freiheiten, die wir bisher gewöhnt waren, wurden uns von einem Tag auf den anderen genommen. Dass diese Situation auch noch über rund acht Wochen hinweg andauerte, frustriert zu Recht und macht die guten Zahlen der Neuerkrankungsfälle vergessen. Irgendwann schwindet das Verständnis und mit ihm auch der Sinn für Zusammenhalt. Und dieser Punkt scheint nun gekommen zu sein.
Regierung wird am Wiederhochfahren gemessen werden
Was der Bundesregierung jetzt gefährlich werden kann, sind die spürbaren Auswirkungen des wochenlangen Lockdown. Die Massenarbeitslosigkeit und Unternehmer am Rande der Insolvenz bereiten unmittelbar mehr Sorgen als die wenigen neu gemeldeten Infektionsfälle. Die weitere Zustimmung zu Türkis-Grün steht und fällt mit dem Umgang mit den Corona-Nachwehen. Daran werden sie gemessen werden.
Wir brauchen jetzt eine Perspektive
Was tatsächlich auch für Frustration sorgt, ist die vielerorts mangelnde Planbarkeit. Viele Menschen wurden und werden viel zu lange darüber im Unklaren gelassen, wie es für sie weitergeht. Um zu verhindern, dass nach dem Virus nun der Frust flächendeckend um sich greift, muss die Regierung den Menschen eine klare Perspektive bieten. Ein transparenter Gesamt-Plan, wie das viel zitierte „Wiederhochfahren des Landes“ funktionieren soll, würde sicherlich helfen. Sofern es einen solchen Plan überhaupt gibt.
Katia Wagner, krone.at
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.