Sie war freigegeben zum Abschuss, niemand stellte sich schützend vor sie. So geht die Kulturstaatssekretärin nun nach nur 129 Tagen im Amt. Sie wendete gestern alle Kraft auf, um das erhobenen Hauptes tun zu können - nachdem man ihr davor mächtig auf den Kopf gehaut hatte.
Ulrike Lunacek: Davongejagt von Geistesbrüdern und -schwestern, manche aus der eigenen Partei, andere Grün-Sympathisanten. Vertrieben von einer bunten Koalition aus - na ja, viele nennen sie abwertend „Gutmenschen“. Diese definiert Wikipedia als „Menschen mit übertriebenem, äußere Anerkennung heischendem Wunsch des ,Gut sein‘-Wollens in Verbindung mit einem moralisierenden und missionierenden Verhalten“.
Wollen wir uns diesem „Gutmenschen“-Vorurteil schon nicht anschließen, so bleibt trotzdem nicht zu übersehen, dass viele aus den Reihen der rüden Lunacek-Bekämpfer überdurchschnittliche moralische Ansprüche an die Gesellschaft, an die Mitmenschen stellen. Aber nicht unbedingt an sich selbst.
Sonst hätten sie nicht mit derart rigider Wortwahl, höchst untergriffiger Kritik, sehr persönlichen Angriffen und Verletzungen gegen ihre Geistesschwester vorgehen können. Auch wenn diese noch so unglücklich agiert hatte: Das hat sie sich nicht verdient.
Wollen wir hoffen, dass die Brachialkritiker gestern nach dem Rücktritt Lunaceks in sich gingen. Zu befürchten ist aber eher, dass sie in einem wiedereröffneten Beisl ihren Erfolg feierten: eine aus ihrem Lager fertiggemacht zu haben.
Klaus Herrmann, Kronen Zeitung
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