Bei Arbeiten im Zusammenhang mit der Neugestaltung der österreichischen Ausstellung in Auschwitz sind Ende April zahlreiche Gegenstände aus der Zeit des Konzentrationslagers gefunden worden. Versteckte Messer, Gabeln, Haken, Scheren, Lederstücke, Schusterwerkzeug und Schuhteile wurden bei Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten in einem Kaminzug freigelegt, wie der Nationalfonds mitteilte.
Die Gegenstände aus dem Kamin im Block 17 im ehemaligen NS-Vernichtungslager seien behutsam geborgen, dokumentiert und der konservatorischen Abteilung des Museums übergeben worden. „Damit ist ein weiterer Mosaikstein zur Geschichte des Gebäudes gefunden worden“, hieß es in der Mitteilung des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, der die Sanierungs-und Restaurierungsarbeiten beauftragt hatte.
Häftlinge bereiteten möglicherweise Ausbruch vor
Der bauliche Konsulent des Nationalfonds, Baumeister Johannes Hofmeister, vermutet, dass in dem Gebäude Personen mit besonderen handwerklichen Begabungen einquartiert worden seien. Ohne eingehende Analyse durch Historiker und Konservatoren sei es noch zu früh, über die Verwendung und mögliche Intentionen der Häftlinge zu sprechen - denkbar seien unter anderem die Herstellung und Reparatur von Kleidung, Schlossertätigkeiten, aber auch die Vorbereitung für einen Ausbruch. Möglicherweise wurden Scheren und Besteck auch im Tauschhandel mit anderen Häftlingen eingesetzt.
11.000 Österreicher in Auschwitz hingerichtet
Im Juli 2009 beschloss die Bundesregierung die Neugestaltung der österreichischen Ausstellung im Block 17 des ehemaligen Stammlagers Auschwitz. Die 1978 eröffnete Ausstellung entsprach nicht mehr der aktuellen Sichtweise. Jahrzehntelang präsentierte sich Österreich als „erstes Opfer des Nationalsozialismus“. Bis heute ist unklar, wie viele Österreicher in dem KZ umkamen. Es wird geschätzt, dass insgesamt über 11.000 Österreicher in Auschwitz ihren Tod fanden. Das sind ein Sechstel aller österreichischen Holocaust-Opfer.
Aufgrund der in Polen geltenden behördlichen Maßnahmen zum Schutz der Verbreitung von Covid 19 musste das Baustellenpersonal auf dem Gelände der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau im März massiv reduziert werden. Nur bestimmte, sicherheitsrelevante Arbeiten durften durchgeführt werden.
Für die Ausführung der Innenraumgestaltung der österreichischen Ausstellung wird unterdessen ein Generalunternehmer gesucht. Die Ausschreibung endet am 4. Juni.
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