Russland hat die Hacker-Anschuldigung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel zurückgewiesen. Es gebe keinen Beweis, dass russische Hacker hinter dem Angriff auf die Kanzlerin und den Deutschen Bundestag vor fünf Jahren stünden, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Freitag in Moskau. Merkel hatte den Vorfall „ungeheuerlich“ genannt und Russland Konsequenzen angedroht.
Merkel hatte am Mittwoch in der Fragestunde des Bundestags erklärt, dass ihr eigenes und andere Büros ausgespäht worden seien. Der Kanzlerin zufolge führen die Spuren des Hackerangriffs nach Russland. Der Vorfall störe die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Moskau, sagte Merkel und fügte hinzu: „Wir behalten uns natürlich Maßnahmen gegen Russland vor.“ Nach Angaben des „Spiegel“ hatten die Hacker auch zahlreiche E-Mails aus dem Büro der Kanzlerin erbeutet.
Lawrow wies die Vorwürfe zurück: „Fünf Jahre sind vergangen. Nicht eine einzige konkrete Tatsache ist vorgelegt worden.“ Dem Außenminister zufolge gebe es „keine Fakten im Zusammenhang mit Russland“: „Sie haben auf einmal im Bundestag gesagt (...), dass all dies skandalös ist und Russen dahintersteckten“, kritisierte er.
GRU-Agent unter Verdacht
Merkel zufolge hatten die Täter bei dem Hackerangriff auf den Bundestag 2015 offenbar „relativ wahllos abgegriffen, was man kriegen konnte“. Sie sei froh, dass nun eine „konkrete Person“ auf der Fahndungsliste stehe. Nach Medienberichten haben deutsche Ermittler den mutmaßlichen Hauptverantwortlichen identifiziert: Es soll sich um einen Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU handeln. Regierungssprecher Steffen Seibert verwies am Freitag darauf, dass die deutsche Bundesanwaltschaft Ende April einen Haftbefehl gegen einen Russen erwirkt habe.
Verdächtiger auch im Visier des FBI
Den Medienberichten zufolge wird der Mann bereits seit Längerem von der US-Bundespolizei FBI gesucht. Er soll demnach auch an Hackerangriffen auf die US-Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf 2016 sowie auf die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und an weiteren Cyberattacken beteiligt gewesen sein. Im deutschen Bundestag hatte der Angriff im Mai 2015 die IT-Infrastruktur komplett lahmgelegt. Um ihn zu stoppen, musste das gesamte Parlament über Tage vom Netz genommen werden.
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