Lokalaugenschein im Tiroler Party-Ort, von dem ganz Europa spricht: Ischgl präsentiert sich trotz Krise wie aus dem Ei gepellt. Es fehlen nur die Touristen. Und es braucht Zehntausende von ihnen, um den Ort in der jetzigen Form am Leben zu erhalten.
Alles hier ist neu. Oder fast neu. Alles ist auf Erfolg getrimmt. Fassaden im Tiroler Stil mit Holz, Metall und Stein, alles passt irgendwie zusammen und doch auch wieder nicht. Teuer war‘s auf jeden Fall, den Ort für den touristischen Weltmarkt so herauszuputzen. Jedes Jahr haben die Hoteliers und Wirte ihr Vermögen in ihre Betriebe gesteckt, um im Wettbewerb bestehen zu können. Immer genügend Geld hatte auch die Silvretta Seilbahn. Sie steht hinter der Marke Ischgl. 600 Millionen Euro an Investitionen, 500 Mitarbeiter. Ohne sie geht nix - weder im Ort noch im Paznauntal. Und sogar noch darüber hinaus.
Die Silvretta-Seilbahn ist eine Aktiengesellschaft. Fast das ganze Dorf ist daran beteiligt. Die Gründerväter aus den 1960er-Jahren haben mittlerweile das Zepter an die nachfolgenden Generationen übergeben, die als Juniorchefs Hotels, Restaurants und Après-Ski-Bars leiten. Nicht alle haben ihre Landwirtschaft aufgegeben.
Viele im Ort fühlen sich an den Pranger gestellt
Die Einheimischen fühlen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Das wird beim Besuch in einem der wenigen Gasthäuser, die seit Freitag offen haben, schnell klar. Dass die Wintersaison gekappt wurde, wurmt sie.
In dieser Situation trauen sich nicht viele Hoteliers, ihr Geld in die Renovierung der Hotels zu stecken. Oder in Après-Ski-Bars. Gemunkelt wird, dass es ohnehin zu viele von denen im Ort gibt. Denn Partygast und Edelskifahrer, auf den es Ischgl eigentlich abgesehen hat, das verträgt sich nicht.
Kronen Zeitung/krone.at
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