Für Mirko C., der in Österreich bereits drei einschlägige Vorstrafen aufwies, wäre als Rückfalltäter ein Strafrahmen von bis zu 20 Jahren möglich gewesen. Er kam bei der Strafbemessung deshalb vergleichsweise milde davon, weil er sich in der Verhandlung umfassend geständig gezeigt, vor allem aber im Vorfeld mit der Strafverfolgungsbehörde kooperiert hatte, wie Richterin Karin Burtscher in der Urteilsbegründung ausführte.
Bei Behandlung im Wiener AKH geschnappt
Der gebürtige Italiener war im September 2009 bei einer Nachbehandlung im Wiener AKH nach einem vertraulichen Hinweis festgenommen worden. Der nierenkranke Mann hatte sich kurz vorher unter falschem Namen und auf betrügerische Weise - nämlich mit einer gefälschten E-Card - einer Nierentransplantation unterzogen, nachdem er sich zuvor jahrelang mehrmals wöchentlich einer Dialyse unterziehen hatte müssen.
Aufgrund seines Leidens war er nicht in der Lage, einen Beruf auszuüben. Einer Karriere als Serienräuber stand seine Krankheit aber offenbar nicht im Weg.
Kleine Wohnung diente als "Räuberhöhle"
Nach einem Gefängnisaufenthalt in Italien hatte er im Jahr 2007 den 55-jährigen Alfredo S. kennengelernt, einen gebürtigen Argentinier, der sich als Kopf der "Daltons"-Bande erweisen sollte. "Aldo", wie er sich nannte, überredete Mirko C., nach Österreich zu übersiedeln, wo seit mehr als zehn Jahren dessen Familie lebt, eine kleine Wohnung in Wien anzumieten und diese als "Schlupfloch" für geplante Raubüberfälle zur Verfügung zu stellen.
Sodann reiste "Aldo" mit dem dritten fixen Mitglied der "Daltons", einem Monegassen namens Maurizio, mehrmals jährlich aus Mailand an, spazierte mit seinen Komplizen durch die Bundeshauptstadt und suchte sich die Banken aus, die er ausrauben wollte. "Er hat alles gemacht. Ich musste nur dolmetschen und mitmachen. Bei den Überfällen hab' ich aufpassen müssen auf die Leute", schilderte Mirko C. seine Rolle.
"Es waren keine Soft-Überfälle", betonte Staatsanwältin Ursula Kropiunig. Die Täter hätten die Kunden und Angestellten, die sich immer auf den Boden legen mussten, mit Messern, echten oder täuschend echt aussehenden Pistolen bedroht und eingeschüchtert. Bei den Räubern habe es sich um Profis gehandelt, die keine DNA-Spuren hinterließen, meistens mit Fahrrädern flüchteten, diese dann in einem unweit vom Tatort abgestellten VW-Bus verbargen, sich selbst in dem geräumigen Fahrzeug hinlegten und mit Decken zudeckten: "Dann haben sie oft stundenlang abgewartet, bis die Luft rein war."
"Joe Dalton" lieferte den Boss ans Messer
Nach seiner Festnahme legte Mirko C. nicht nur ein Geständnis ab. Er lieferte auch "Aldo" ans Messer, der ohne seine Hilfe nicht vor wenigen Wochen in Mailand verhaftet hätte werden können und demnächst ausgeliefert werden soll. Der kleinste "Dalton" gab auch den Vornamen des dritten Komplizen preis, der bisher noch nicht ausgeforscht werden konnte.
Und Mirko C. gab zu, dass bei einem Bankraub im April 2009 sein Nachbar beteiligt war, der - ohne in die konkrete Planung eingeweiht worden zu sein - den Chauffeur gespielt hatte. Dieser Mann wurde am Dienstag ebenfalls rechtskräftig verurteilt: Er erhielt eineinhalb Jahre Haft, davon sechs Monate unbedingt.
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