Mehr Fälle in Wien

Nehammer: „Zu wenig Information von der Stadt“

Wien
18.05.2020 12:37

Nach dem zuletzt beobachteten starken Anstieg an Corona-Neuinfektionen und der Serie an Massenerkrankungen in Wien hat Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Montag - kurz nach Bekanntwerden weiterer Krankheitsfälle in einem Flüchtlingsheim in Mariahilf - deutliche Worte gefunden: „Die Zahlen sind immer noch besorgniserregend“, weshalb er eine Mahnung an die Stadt aussprach, die Kooperation mit dem Einsatzstab zu verbessern und Hilfsangebote anzunehmen. „Ziel muss es sein, alles zu tun, um eine zweite Welle zu verhindern.“

Wie berichtet, hatte sich die Zahl der Neuinfektionen in Wien zuletzt vergleichsweise stark erhöht. Dem zugrunde liegen dürfte vor allem ein großer Cluster - beim Großteil der Fälle konnten Verbindungen zwischen den Post-Verteilungszentren Hagenbrunn und Inzersdorf, dem Flüchtlingsheim Erdberg und einem derzeit geschlossenen Kindergarten festgestellt werden.

„Stadt will keine Unterstützung durch Polizei“
Nach weiteren Krankheitsfällen in einer Obdachlosenunterkunft in Hietzing sowie in einem Flüchtlingsheim in Mariahilf rief Nehammer in einem kurzfristig einberufenen Pressestatement am Montag die Stadt dazu auf, nicht gegeneinander zu arbeiten. Vielmehr forderte der Innenminister „Transparenz und eine verbesserte Kommunikation“. „Die Stadt Wien will keine Unterstützung durch die Polizei“, so Nehammer, gefragt nach den neuesten Ermittlungsständen der jüngsten Infektionsfälle.

Innenminister Karl Nehammer, ÖVP (Bild: APA/Hans Punz)
Innenminister Karl Nehammer, ÖVP

Valide Informationen, wie die einzelnen Fälle (Postverteilungszentren, Flüchtlingsheime und der Kindergarten) tatsächlich miteinander zusammenhängen, konnte der Innenminister nicht geben. Er verwies erneut auf den „unzureichenden Informationsaustausch und die Defizite bei der Kommunikation“ mit der Stadt. „Hier gibt es Verbesserungsbedarf“, betonte Nehammer wiederholt. So habe der Einsatzstab über die Medien erfahren, welche Leiharbeiterfirma von den Infektionen im Postverteilerzentrum in Hagenbrunn betroffen sei. Aktuell sei „schnelles, entschlossenes Handeln“ angebracht, so der Minister. So sei etwa entscheidend, dass kontrolliert werde, dass Personen, die sich in Quarantäne befinden, diese auch einhalten.

„Verhindern, dass zweite Welle pandemischer Tsunami wird“
Die Staatsbürgerschaft spiele hierbei keinerlei Rolle, betonte Nehammer, vielmehr sei es zwingend notwendig, Kontrolle über die Situation zu haben. Wichtig sei es nun, gemeinsam daran zu arbeiten, dass „eine mögliche zweite Welle kein pandemischer Tsunami wird“, so Nehammer.

Angesprochen auf die von ihm als „besorgniserregend“ bezeichneten Infektionszahlen in Wien - Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sah am Montag hingegen keine besondere Gefahr in Wien -, relativierte Nehammer seine einleitenden Aussagen. „Die Zahlen in Wien sind so, dass sie beherrschbar sind, aber sie sind deutliche höher als in anderen Bundesländern.“

Anschober: Länder haben „die richtigen Schritte gesetzt“
Anschober stellte sich am Montag hinter die Wiener Gesundheitsbehörden. Aus seiner Sicht gibt es „keine Causa Wien“, denn vom jüngsten Infektionscluster in zwei Post-Verteilerzentren und einem Flüchtlingsheim sei auch Niederösterreich betroffen, erklärte er. Cluster in einzelnen Bereichen seien zu erwarten gewesen. Wichtig sei nun ein schnelles Containment. Die Gesundheitsbehörden beider Bundesländer haben aus seiner Sicht „die richtigen Schritte gesetzt“.

Auch sehe er im Gegensatz zu Nehammer einen guten Informationsaustausch mit Wien. Es gebe jeden Vormittag eine Videokonferenz des Krisenstabs der Regierung im Innenministerium mit den Ländern, so der Gesundheitsminister: „Ich gehe davon aus, dass das korrekt auch seitens Wien passiert und es einen guten Meinungs- und Informationsaustausch gibt.“

(Bild: APA/CHRISTOPHER DUNKER)

„Cluster nicht unterschätzen“
Unterschätzt werden dürfe der neue Cluster aber nicht, betonte Anschober. Man wolle ihn „mit aller Kraft versuchen zu kontrollieren“, erklärte der Gesundheitsminister. Überprüfungen müssten „sehr offensiv“ sein und unter „Beiziehung aller Möglichkeiten des Bundes“, so Anschober. Ob Wien und Niederösterreich, wie vom Innenminister gefordert, auf die Polizei zurückgreifen, sei aus seiner Sicht deren Entscheidung, erklärte der Gesundheitsminister.

Kogler: Keine Einmischung in „parteipolitische Zuweisungen“
Nicht einmischen in „parteipolitische Zuweisungen“ um die Verfolgung der Infektionsketten wollte sich am Montag Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). „Wir werden uns daran nicht beteiligen.“ Er habe den Eindruck, dass der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) die Testungen „ganz genau verfolgt“. Das Gesundheitsministerium sei mit den Wiener Landesstellen in intensivem Austausch, so Kogler.

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) (Bild: APA/Hans Punz)
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne)

FPÖ stimmt in Wien-Kritik ein
Laute Kritik kam dagegen vom Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp. Er verlangt, dass alle Wiener Flüchtlingsunterkünfte flächendeckend einem Corona-Screening unterzogen werden. Bis zum Abschluss der Tests in allen Wiener Asylheimen müssten diese Heime unter Quarantäne gestellt werden, so Nepp.

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