Der Online-Riese Amazon gehört zu den Profiteuren der Corona-Krise und musste mehr als 100.000 zusätzliche Mitarbeiter anheuern, um dem Lockdown-Ansturm auf sein Sortiment Herr zu werden. Langsam will man nun wieder zur Normalität übergehen und trotz Dutzenden Infektionen und mehreren Covid-19-Toten unter den Lagerarbeitern Corona-Maßnahmen auslaufen lassen. So wird etwa im Juni der wegen der Corona-Pandemie um zwei US-Dollar erhöhte Stundenlohn in den USA wieder gesenkt. Statt mehr Geld gibt es nun T-Shirts mit Dankesworten.
Das berichtet das Wirtschaftsnachrichtenportal „Business Insider“, das mit etlichen Amazon-Arbeitern in den USA gesprochen hat. Die bestätigten, dass Amazon im Juni aufhören wird, eine Mitte März eingeführte Gefahrenzulage von zwei US-Dollar pro Arbeitsstunde zu zahlen. Mitarbeiter, die bislang von diesem Corona-Bonus profitierten, verdienen ab Juni folglich wieder spürbar weniger. Da mutet es für Betroffene wie Hohn an, dass ihnen Amazon nun kurz vor der Gehaltssenkung ein T-Shirt mit der Aufschrift „Danke“ überreicht.
Jetzt fahren die Staaten wieder hoch und mit bislang 21 Fällen und einem Toten in unserem Lagerhaus in Indianapolis ist das ein Schlag ins Gesicht.
Amazon-Lagerarbeiter
Ein Mitarbeiter schildert, wie die Belegschaft seines Lagers in einen Raum zitiert wurde, wo sich jeder ein T-Shirt in passender Größe aussuchen sollte. Ein Arbeiter: „Ich hasse es, undankbar zu sein, aber ein großes ,Danke‘ auf ein Leiberl zu drucken ist ein klarer Hinweis, dass sie unsere Gedanken beeinflussen wollten. Es wirkte aber nicht ehrlich.“ Ein anderer warnt davor, zu früh zur Normalität zurückzukehren. „Jetzt fahren die Staaten wieder hoch und mit bislang 21 Fällen und einem Toten in unserem Lagerhaus in Indianapolis ist das ein Schlag ins Gesicht.“
Kein unbegrenzter unbezahlter Urlaub mehr
Bereits Ende April hatte Amazon eine Regelung auslaufen lassen, die Mitarbeitern, die Angst vor einer Covid-19-Ansteckung hatten, unbegrenzten unbezahlten Urlaub einräumte. Mittlerweile gilt wieder die alte Regelung, nach der jedem Mitarbeiter 20 Stunden unbezahlter Urlaub pro Quartal zustehen, heißt es in dem „Business Insider“-Bericht. Die Mitarbeiter befürchten unterdessen, dass sich das Coronavirus weiter unter ihnen ausbreiten könnte. In vielen Lagern sei es schlicht nicht möglich, ausreichend Distanz zu seinen Kollegen zu wahren, um einer Ansteckung vorzubeugen.
Sieben Tote unter Amazons US-Lagerarbeitern
Amazon wurde in den vergangenen Wochen von mehreren Seiten vorgeworfen, zu wenig für den Schutz seiner Arbeiter vor einer Coronavirus-Infektion zu unternehmen. In den USA, wo insgesamt sieben Amazon-Lagerarbeiter an Covid-19 gestorben sind, kam es deshalb zu Protesten, deren Initiatoren systematisch entlassen wurden, woraufhin ein hochrangiger Manager aus Solidarität seinen Posten hinschmiss. In Frankreich machte Amazon seine Lager dicht, weil man sich einer gerichtlich erwirkten Sortimentsbeschränkung nicht beugen wollte.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.