Großer Polizeieinsatz am Montagnachmittag in jener Wiener Obdachlosen-Unterkunft, die am Samstag wegen eines bestätigten Corona-Falls unter Quarantäne gestellt worden ist. Rund 120 Obdachlose, die in der Notschlafstelle im ehemaligen Geriatriezentrum Wienerwald in Hietzing verbleiben müssen, haben gegen den Menüplan protestiert und deshalb randaliert. Außerdem ging es auch um fehlende bzw. spät verteilte Medikamente: „Die Leute drehen hier durch, weil sie heute noch keine Substitutionsmedikamente bekommen haben“, berichtete Bewohner Stefan N. gegenüber krone.at.
Der Unmut der Obdachlosen, der gegen 16 Uhr eskaliert war, richtete sich laut Andreas Huber, Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien, generell gegen das Speiseangebot, hatte aber nichts mit etwaigen religiösen Vorschriften der Betroffenen zu tun. Die Männer rebellierten gegen die Verpflegung, unter anderem indem sie mit Wäschewägen die Gänge blockierten, außerdem stimmten sie Sprechchöre an. „Es gibt halt nur so eine kleine Suppe. Die Leute haben Hunger“, so Bewohner Stefan N., der sich selbst aber nicht an dem Tumult beteiligte.
Der Bewohner berichtete weiter, dass Drogenabhängige ausgerastet waren, weil sie am Nachmittag noch keine Medikamente bekommen hatten. „Normal müssten die Medikamente um 8 Uhr hier sein. Heute haben sie aber noch nichts bekommen. Es ist jetzt schon halb sechs.“ Laut Huber seien die Bewohner tatsächlich bei der Medikamentenausgabe ungeduldig geworden. Es sei einigen nicht schnell genug gegangen, sie seien aggressiv geworden und hätten Möbelstücke herumgeworfen.
„Etwa 30 Polizisten sind bei uns im Haus“
Die Polizei hatte zunächst abgewartet und sich mit der Gesundheitsbehörde und der Spitalsleitung abgestimmt. Danach durchstreiften Beamte den Pavillon. „Seit bald zwei Stunden sind etwa 30 Polizisten bei uns im Haus“, so Stefan N. im Telefongespräch am Nachmittag mit krone.at. Mittlerweile hatte sich die Situation wieder beruhigt. Verletzt wurde bei dem Tumult niemand. Zwei Patienten mussten jedoch medizinisch behandelt werden, eine Frau wegen Nierenproblemen und ein Mann wegen eines Zuckerschocks. Dies hatte jedoch nichts mit den Protesten zu tun.
Am Abend meldete sich Stefan N. noch einmal: „Die Polizei ist gerade abgerückt. Vorher wurden im Beisein der Polizei die Medikamente verteilt. Alle mussten währenddessen in den Zimmern bleiben.“
Knapp 1000 Testungen gab es in Wiener Betreuungseinrichtungen für Obdachlose, dabei wurde ein Infizierter ausfindig gemacht. Die Unterkunft in Hietzing wurde deshalb unter Quarantäne gestellt und die Bewohner wurden teilweise in andere Einrichtungen verlegt.
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