Aktuell ist vieles anders und fern der uns gewohnten Realität. Dass das Coronavirus und die Maßnahmen gegen seine Verbreitung auch Auswirkungen auf die Kriminalität haben, wurde vom Innenministerium bereits Anfang Mai thematisiert. Einbruchsdelikte gingen in Österreich radikal zurück, weiter erstarkt ist die Cyberkriminalität. Tatsächlich hat sich die Gesamtkriminalität seit den Covid-19-Maßnahmen nahezu halbiert, so eine erste Bilanz am Dienstag. Mittlerweile geht der Trend jedoch langsam wieder zurück in Richtung „alte“ Realität.
Gemeinsam mit dem Direktor des Bundeskriminalamts, Gerhard Lang, gab Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag einen Einblick in die Faktenlage rund um die Entwicklung der Kriminalität in den Zeiten des Lockdown. Die Veränderungen im Vergleich etwa zum Vorjahr sind jedenfalls drastisch, weg von Delikten wie dem klassischen Einbruch oder Raub hin zur Internetkriminalität.
Bis zu 34 Betretungs- und Annäherungsverbote pro Tag
Besonders im Auge behalten wurde die Entwicklung beim Thema häusliche Gewalt. Wie Lang berichtete, sei diese in der Zeit des Lockdown nur leicht angestiegen, und das gegen Ende der Maßnahmen. Etwa 30 Betretungs- und Annäherungsverbote wurden etwa pro Tag registriert, in Spitzenzeiten bis zu 34, wobei nun wieder ein Rückgang verzeichnet werden konnte. Bei Delikten gegen Leib und Leben ganz generell wurde ein Rückgang von einem Drittel registriert.
Nach Lockerungen erneuter Anstieg
Was etwa Diebstahl betrifft, habe sich die Zahl der Delikte um bis zu 50 Prozent reduziert. Zurückzuführen sei das nicht zuletzt auch auf die geschlossenen Grenzen, so Lang. Seit den Lockerungen der Maßnahmen kann jedoch wieder ein Trend in die andere Richtung beobachtet werden. So gebe es nun wieder Anstiege bei Taschen- oder Ladendiebstahl. Der Anstieg sei jedoch moderat und weit unter dem Bereich, der noch im Vorjahr verzeichnet worden war. Ersichtlich wurde dabei auch, dass der urbane Bereich weitaus stärker betroffen sei als der ländliche.
Was die Anzeigenstatistik betrifft, so sprach Nehammer von einem Bild der Normalisierung. Die Zahl der erstatteten Anzeigen war gerade in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen sehr hoch gewesen. Nun sei diese wieder rückläufig, berichtete der Innenminister.
„Jetzt ist es wichtig, zusammenzuhelfen“
Einmal mehr erneuerte Nehammer auch sein Angebot an Wien in puncto Contact Tracing seitens der Polizei und wies Vorwürfe, „Vorwahlkampf“ zu betreiben, zurück. Vielmehr verwies er darauf, dass die Corona-Lage zwar stabil sei, die Reproduktionszahl mittlerweile jedoch wieder über 1 liege. „Jetzt ist es wichtig, zusammenzuhelfen“, so der Innenminister. Immerhin seien in der Bundeshauptstadt 60 Prozent aller Neuinfektionen registriert worden, deshalb brauche es dort einen „Wellenbrecher“, um zu verhindern, dass eine zweite Welle die Normalität wieder nehme. „Wir wollen alle gemeinsam wieder ein normales Leben führen“, erklärte Nehammer. Dass der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sein „Angebot“ gestern ausgeschlagen hat, kommentierte Nehammer mit den Worten: „Es ist nicht eine Frage des Brauchens, sondern eine Effizienzfrage“.
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