Boss dennoch skeptisch

Home-Office steigerte Produktivität bei Microsoft

Digital
19.05.2020 11:11

Die Corona-Pandemie hat viele Unternehmen in eine handfeste Krise gestürzt. Microsoft gehört nicht dazu: Der Aktienkurs des Software-Giganten ist im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel gestiegen, Tools wie Microsoft Office oder der Büro-Messenger Teams finden im Home-Office-Zeitalter reißenden Absatz. Für Microsoft-Boss Satya Nadella, dessen Mannschaft in der Isolation sogar ein Produktivitäts-Plus verzeichnet hat, ist Home-Office trotzdem keine dauerhafte Lösung.

Das verriet der Microsoft-Chef kürzlich in einem Interview mit der „New York Times“. Darin lässt er durchblicken, dass man bei Microsoft - man experimentierte schon vor der Pandemie erfolgreich mit alternativen Arbeitsmodellen - sogar ein Produktivitäts-Plus verzeichnet hat, nachdem man die Mitarbeiter ins Heimbüro übersiedeln ließ. Doch der virtuelle Kontakt mit Kollegen über Microsoft Teams und andere Tools ersetze für ihn immer noch nicht den persönlichen Kontakt, erzählt Nadella.

Nadella: „Was ich vermisse: Wenn man in ein echtes Meeting geht, mit der Person neben einem reden kann und in der Lage ist, sich zwei Minuten davor und danach auszutauschen.“ Dabei gehe es nicht nur um reine Information, sondern auch darum, das Gegenüber einschätzen zu können. Vieles sei mit Apps zur Zusammenarbeit nicht ersichtlich. Nadella fragt: „Wie sieht die mentale Gesundheit aus? Wie sieht Burn-out aus? Wie sieht der Aufbau von Gemeinschaft und Verbundenheit untereinander aus?“

(Bild: stock.adobe.com)

Geht durch Home-Office „soziales Kapital“ verloren?
Nadella warnt, Home-Office dogmatisch als erstrebenswertes Arbeitsszenario der Zukunft anzusehen. Sowohl die Arbeit im Büro als auch jene zu Hause berge Vor- und Nachteile. In der jetzigen Zeit sei zu befürchten, dass viel „soziales Kapital“ in den Unternehmen durch den fehlenden direkten Kontakt der Mitarbeiter verloren gehe, warnt Nadella. Bei Microsoft wird noch bis mindestens Oktober von zu Hause aus gearbeitet, beim Rivalen Google hat man die Rückkehr in die Büros für Ende Dezember vorgesehen.

Vielen gefällt es im Home-Office
Bei anderen IT-Unternehmen hat man schon angekündigt, den Mitarbeitern dauerhaft die Möglichkeit für Home-Office geben zu wollen. „Wir wollen, dass die Mitarbeiter von dort arbeiten können, wo sie sich am kreativsten und produktivsten fühlen“, erklärte jüngst Twitter-Chef Jack Dorsey. In Österreich zeigen Umfragen, dass die Arbeitnehmer sich mit dem Arbeiten zu Hause angefreundet haben. Mehr als die Hälfte glaubt, zu Hause produktiver als im Büro arbeiten zu können. Viele wünschen sich, auch dann weiter zu Hause arbeiten zu können, wenn die Covid-19-Krise überstanden ist.

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