Wer die Smartphone-Neuheiten der letzten Wochen betrachtet, stellt fest: So kostspielig wie 2020 waren Smartphones noch nie. Samsung will für sein High-End-Gerät Galaxy S20 Ultra mindestens 1350 Euro, bei Huawei blättert man für ein P40 Pro 1000 Euro hin und selbst bei früher für Kampfpreise bekannten Herstellern legt man für die neue Oberklasse nun vierstellige Beträge auf den Tisch. Grund für die neue Smartphone-Preistreiberei ist ein Feature, das die meisten Nutzer noch gar nicht brauchen: 5G.
Der superschnelle neue Mobilfunkstandard, für den das Netz gerade erst aufgebaut wird, hat nämlich die Preise für Smartphone-Komponenten in die Höhe schießen lassen, insbesondere bei den Prozessoren. Mehrkosten, die von den Herstellern auf die Kunden abgewälzt werden, wie man unter anderem beim Smartphone-Blog „Android Central“ festhält.
Snapdragon 865 und 5G-Modem kostspielig
Zwar werden auch andere Smartphone-Komponenten - etwa die dickeren Akkus, die Megapixel-starken Kamerasensoren oder die schnell reagierenden 90- oder gar 120-Hertz-Displays - teurer, der größte Preistreiber ist aber der Hauptprozessor, namentlich Qualcomms Snapdragon 865. Er lasse die Herstellungskosten eines Smartphones gleich mal um 200 bis 300 US-Dollar steigen, rechnete OnePlus-Chef Pete Lau gegenüber „The Verge“ vor.
Im Gegensatz zu früheren High-End-Chips von Qualcomm verfügt der Snapdragon 865 nicht über ein integriertes Modem, weshalb die Hersteller ihn im Paket mit einem teuren 4G/5G-Modem kaufen müssen, das den Preis in die Höhe treibt, obwohl in den meisten Ländern noch kein flächendeckendes 5G-Netz existiert und 5G-Tarife noch sündhaft teuer sind.
Manche Hersteller weichen auf Mittelklasse aus
Dass Qualcomm seinen High-End-Chip nur im Paket mit dem 5G-Modem verkauft, hat manche Smartphone-Hersteller dazu verleitet, bei einigen ihrer Modelle auf den schnellsten Snapdragon-Chip zu verzichten und stattdessen günstigere Mittelklasseprozessoren der Snapdragon-700-Serie zu verbauen.
So geschehen etwa beim Xiaomi Mi Note 10 Pro, das über weite Strecken auf High-End-Hardware setzt, aber beim Prozessor „nur“ den Mittelklasse-Chip Qualcomm Snapdragon 730G ohne 5G aufbietet. Kostenpunkt: rund 500 Euro. Zum Vergleich: Beim Xiaomi Mi 10 Pro, das wenig später mit 5G erschien und in dem ein Snapdragon 865 steckt, ist der Preis auf 1000 Euro geklettert.
Für die Masse wird 5G erst 2022 interessant
Für die Kundschaft sind solche Preise nicht nur durch die ungleich größeren Löcher, die 5G-Handys ins Börsel reißen, ein Ärgernis. Für die meisten zahlt es sich obendrein schlicht noch nicht aus, in ein 5G-Smartphone zu investieren.
Hierzulande geht man etwa beim Mobilfunker Magenta davon aus, erst 2022 flächendeckend 5G anbieten zu können. Bis dahin hat es der Mobilfunkkunde mit einem Fleckerlteppich von 5G-Masten zu tun, die zwar hohes Tempo liefern, wenn einer in Reichweite ist, aber auch unvernünftig teure Tarife erfordern, um sie überhaupt nutzen zu können.
Wer sich 2020 nach einem neuen Smartphone umschaut und noch kein 5G braucht, sollte demnach eher noch einen Bogen um 5G-Geräte machen, um nicht für ein Feature Aufpreis zu zahlen, das er wohl erst in zwei Jahren, dann womöglich schon bei seinem nächsten Handy, nutzen wird.
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