Sicherheitsabstand ja, dank Babyelefant auf dem Asphalt - aber die „Regierungsburka“, so die Bezeichnung des Nasen-Mund-Schutzes seitens des Parteichefs Dominik Nepp, hat man bei Teilnehmern an der Demonstration der Wiener FPÖ Wien am Mittwochnachmittag auf dem Heldenplatz gegen die Corona-Politik der Bundesregierung nahezu vergeblich gesucht. Dem Aufruf der Partei kamen laut Polizei rund 500 Personen nach.
Wie zumeist bei Demonstrationen sprachen die Veranstalter selbst von einer weit höheren Zahl an Teilnehmern, so fanden sich laut FPÖ 1500 Menschen ein, um ihrem Unmut über die türkis-grüne Bundesregierung und die viel zitierte „neue Normalität“ Ausdruck zu verleihen. Auf Plakaten war beispielsweise zu lesen: „Freiheit für Österreich“ oder „Aus mit dem Spuk. Masken weg“. Neben freiheitlichen Stadtpolitikern mischten sich auch der Wien-Wahlkampfleiter und FPÖ-Delegationsleiter im EU-Parlament, Harald Vilimsky, sowie Generalsekretär Michael Schnedlitz unter die Zuhörer.
In seiner rund 15-minütigen Rede holte Nepp zu einem Rundumschlag gegen die türkis-grüne Bundesregierung und deren aus FPÖ-Sicht überzogenen Maßnahmen bis hin zur Laschheit der EU aus. Die heutige Protestkundgebung sei ein „Akt der staatsbürgerlichen Notwehr“, stellte er eingangs klar. „Stoppen wir gemeinsam den Corona-Wahnsinn!“, forderte er seine Zuhörer auf.
Nepp: Kleine „Enkerl“ zu „Todesengerl“ degradiert
In Österreich würden die „Grundregeln unseres Rechtsstaates missbraucht werden“: „Der Rechtsstaat wurde mit Füßen getreten.“ Durch die überzogenen Maßnahmen der türkis-grünen Bundesregierung wären Wohlstand, Wirtschaft und Existenzen zerstört worden. Als widerwärtig empfand Nepp etwa auch, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) versucht habe, die Generationen zu spalten: Kleine „Enkerl“ seien zu „Todesengerl“ degradiert worden, die die Großeltern umbringen, polterte er.
Auch mit dem Mund-Nasen-Schutz kann sich Nepp nicht anfreunden, wobei er im Laufe seiner Rede versicherte, das Coronavirus nicht verharmlosen zu wollen. Für ihn sei die Maske eine „Regierungsburka“ und die Vorgabe des Tragens ein „Masken-Kasperltheater“. Dabei verwies er auf Experten, die das Tragen als unnötig befunden hätten. Die Rede des freiheitlichen Parteiobmanns strotzte nur so von verbalen Anwürfen - Kurz sei etwa ein „Totengräber“ und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) habe es mit seinem Flex-Sager „komplett den Vogel rausgehaut“. Dem Publikum gefiel, was es hörte, und es skandierte während der Kundgebung mehrmals „Kurz muss weg“.
Der ehemalige geschäftsführende Klubobmann der FPÖ, Johann Gudenus, fand sich am Mittwoch ebenfalls am Heldenplatz ein, nachdem er sich nach dem Ibiza-Video völlig aus Politik und Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.
Seitenhiebe gegen „Berufsdemonstranten“
Keine freundlichen Worte fand Nepp auch für die Teilnehmer einer Gegendemonstration, die in einiger Entfernung, aber doch in Sicht- und Hörweite beim Äußeren Burgtor ihren Unmut über die FPÖ-Veranstaltung kundtaten. „Bei uns wird Körperpflege und Hygiene großgeschrieben, dort hält man freiwillig den Mindestabstand“, war einer der Seitenhiebe gegen die „Berufsdemonstranten“. Laut Polizei nahmen an dieser Gegenveranstaltung rund 150 Personen teil. Eine Wiese und mehrere Reihen an Polizisten sorgten für einen Puffer zwischen den beiden Gruppierungen. Offensichtliche Tumulte gab es keine.
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