Hoffnung auf Schutz

Was tun ohne Coronavirus-Impfstoff?

Österreich
23.05.2020 06:00

Viele Gruppen forschen weltweit an einem Impfstoff. Rund ein Dutzend davon ist ernst zu nehmen. Sehr gut unterwegs sind jene Wissenschaftler, die auf eine sogenannte Messenger-RNA setzen. Zur Erklärung: In den menschlichen Körper werden Informationen transportiert, die ihn dazu veranlassen, selbst Antigene zu bauen. In der Folge produziert er auch selbst Antikörper gegen den Erreger. 

Sozialmediziner und Impfexperte Prof. Dr. Michael Kunze erwartet davon gezieltere Wirkung, weniger Nebenwirkungen sowie: „Man kann größere Mengen herstellen. Das wird entscheidend sein! Alleine in Österreich benötigen wir Millionen Dosen, weltweit sind es viele Milliarden.“ Was aber, wenn es mit dem Impfstoff schiefläuft? Wenn sich das Virus so verändert, dass man an den Start zurückmuss? Schon passiert bei HIV.

Eine Frau erhält eine mögliche Impfung gegen das neuartige Coronavirus im Zuge einer klinischen Sicherheitsstudie in Seattle (USA). (Bild: Associated Press)
Eine Frau erhält eine mögliche Impfung gegen das neuartige Coronavirus im Zuge einer klinischen Sicherheitsstudie in Seattle (USA).

Impfgegner verunsichern die Bevölkerung
Dr. Kunze hat sich mit den möglichen Szenarien befasst: „Zunächst dürfen wir annehmen, dass es einen Impfstoff geben wird. Weiters verändert sich der Erreger momentan zum Glück nur wenig. Wir kennen ihn ja bereits seit Ende 2019. Mehr Sorge bereitet mir, wer sich impfen lässt! Falls die Impfgegner gewinnen und die Bevölkerung genug verunsichern, drohen uns eventuell Krisenmaßnahmen für immer. Oder die Politik entschließt sich doch zur Impfpflicht. Was wiederum unweigerlich andere Probleme schaffen würde. Es gibt jedoch auch die Hoffnung, dass das Virus von selbst wieder verschwindet. Wie bei SARS. Das ist nicht auszuschließen.“

Ein plastisches Modell des neuartigen Coronavirus in einem Labor in China (Bild: AFP)
Ein plastisches Modell des neuartigen Coronavirus in einem Labor in China

Impfung wird große Herausforderung
"Auf eine andere Frage habe ich leider keine Antwort: Was geschieht, wenn es zu wenig Impfstoff gibt? Welche Länder werden bevorzugt, welche Menschen in einem Land? Die Alten? Die Jungen? Die Kranken? Ich bin dafür, unbedingt zuerst das medizinische Personal zu schützen. Dann ist wenigstens die medizinische Versorgung gewährleistet“, so Kunze.

Organisatorisch warte ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Herausforderung auf uns - in Österreich wurden noch nie vier Millionen Menschen geimpft. „Zwar sind Impfstraßen geplant - aber funktioniert das auch in der Praxis? Am besten, wir bleiben optimistisch und warten auf einen passenden Impfstoff sowie ein Medikament. Mehr können wir ohnedies nicht tun. Halt, stimmt nicht ganz: Wir sollten uns zahlreich impfen lassen, wenn es so weit ist.“

Kronen Zeitung/krone.at

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