Gefährlich, unfinanzierbar und mit uralten Meilern bestückt - so beurteilt Global 2000 den Zustand der globalen Nuklearindustrie. Die brandaktuelle Analyse stützt sich auf die knallhart kalkulierende US-Investmentbank Lazard, die Atomstrom als nicht wettbewerbsfähig gegenüber erneuerbaren Energien einstuft.
„Es ist definitiv Sand im Getriebe der weltweiten Atomlobby. Mehr noch: Die Nuklearindustrie befindet sich nicht nur in Europa auf dem Niedergang“, konstatiert denn auch Global-2000-Aktivistin Patricia Lorenz. Laut gründlicher und neuester Bestandsaufnahme der heimischen Atomgegner sind von den 108 auf europäischem Boden stehenden Reaktoren genau 72 mehr als 30 Jahre alt. 18 Meiler sind sogar schon seit über 40 Jahren in Betrieb.
Nicht allein deshalb haben Deutschland, Belgien, Spanien und die Schweiz sukzessive bis 2035 den AKW-Totalausstieg verkündet. Die Eidgenossen haben den Neubau von Atomkraftwerken sogar gesetzlich verboten. Und auch Italien ist aus der „schrecklich unnetten Familie“ der Nuklearstaaten längst ausgestiegen.
Österreich klagte gegen Ungarn-Meiler
Für Österreich in dieser Studie besonders brisant: der grenznahe Standort in Paks in Ungarn. Der geplante Ausbau dieser bestehenden Meilerlandschaft um zwei Reaktoren russischer Bauart konnte trotz massiver Geldspritzen aus dem Reich von Zar Putin noch nicht einmal begonnen werden. Die Republik hatte - Speerspitze dieses Widerstands war bekanntlich die frühere Umweltministerin Elisabeth Köstinger - dagegen Klage eingebracht.
Die Atomkraft ist weltweit, aber besonders in Europa, ein unwirtschaftliches Auslaufmodell. Die aktuell noch laufenden Uraltmeiler stellen ein besonderes Risiko dar.
Global-2000-Experte Reinhard Uhrig
„Atomenergie längst pleite“
Doch auch die Mochovce-Erweiterung in der Slowakei stottert - dort wird seit 35 Jahren an zwei sowjetischen Reaktoren gebaut. Die Milliarden-Kosten wurden schon um das Doppelte überschritten. Global-2000-Experte Reinhard Uhrig: „Die globale Atomenergie ist - wie auch mehrere Betreiberkonkurse beweisen - längst pleite.“
Mark Perry und Christoph Matzl, Kronen Zeitung
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