Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) tritt dem Vorwurf entgegen, sein Ministerium habe Corona-Warnungen nicht an das Land Tirol übermittelt. Zwischen 3. und 14. März habe man 21 Meldungen aus Belgien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Norwegen und den Niederlanden mit konkreten Hinweisen zu bestätigten Covid-19-Fällen an die zuständigen Stellen weitergeleitet. Dies betreffe auch Kontaktpersonen zu bestätigten Covid-19-Fällen.
Aus dem epidemiologischen Meldesystem (EMS) gehe laut Ministerium hervor, dass den zuständigen Tiroler Bezirksverwaltungsbehörden bis zum 12. März bereits 150 bestätigte Covid-19-Fälle bekannt waren, hieß es in einer Stellungnahme des Ministeriums. Nicht weitergeleitet habe man an Tirol Fälle aus dem Gesundheits-Frühwarnsystem der EU - dem Early Warning and Response System (EWRS) -, bei denen Daten über Personen oder Hotels fehlten. Jedenfalls habe man alle für die Arbeit des Kontaktpersonenmanagements der Tiroler Behörden relevanten internationalen Informationen übermittelt.
EWRS liefert kaum Informationen
Überdies präzisierte das Ministerium, dass generell weitere Einmeldungen über das EWRS über Einzelfälle - ohne konkrete Informationen zu Personendaten (Name der Person), Aufenthaltsorten (z.B. Hotelnamen), Kontaktpersonen - ab diesem Zeitpunkt nicht mehr an die Landessanitätsbehörde weitergeleitet wurden. Dies deshalb, weil ohne diese fehlenden Informationen eine „Quellensuche bzw. eine Kontaktpersonennachverfolgung unmöglich ist“.
Bis zum Stichtag 31. März 2020 wurden ungefähr 16.900 positiv getestete Personen und deren Kontakte an 94 Staaten (davon 64 Drittstaaten) weitergemeldet, hieß es. Davon wurden etwa 13.300 Personen den EWRS-Ländern und etwa 2300 Personen an Drittstaaten kommuniziert. Den Bundesländern wurden ungefähr 1300 Personen weitergemeldet.
Der „Standard“ hatte am Freitag berichtet, dass das Gesundheitsministerium von 9. bis 13. März Warnungen aus diversen Staaten zu Corona-Hotspots in Tirol bekommen habe. Dem Bundesland lagen diese Meldungen aber nicht vor, erklärte der Tiroler Landesamtsdirektor Herbert Forster. Sollte das stimmen, sei Anschober „rücktrittsreif“, meinte FPÖ-Obmann Norbert Hofer.
Kurz: „Vollstes Vertrauen“ in Expertenkommission
Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte zuletzt mit Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ein Arbeitsgespräch über die vergangenen Wochen geführt. Thema war dabei auch die neu eingesetzte Expertenkommission zur Aufarbeitung des Tiroler Corona-Krisenmanagements, zu der Kurz trotz der Startschwierigkeiten „vollstes Vertrauen“ habe.
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