Polizeikontrolle

„Sperrstunden-Wirbel“ um Bundespräsident in Lokal

Österreich
24.05.2020 12:59

Riesenaufregung um einen „Sperrstunden-Einsatz“ der Polizei mit höchster Polit-Beteiligung in der Wiener Innenstadt: Eine Streife stieß in der Nacht auf Sonntag im Schanigarten eines schicken Italieners, weit nach der im Covid-19-Gesetz verordneten Schließung um 23 Uhr, auf zwei späte prominente Gäste. Mit Getränken auf dem Tisch. Zur Überraschung der uniformierten Beamten handelte es sich um Bundespräsident Alexander Van der Bellen, ein bekennender Raucher, und seine Ehefrau!

Ein Bericht wurde an die zuständige Behörde weitergeleitet. Nun muss der für seine Strenge bekannte Magistratsdirektor im Rathaus entscheiden, ob der Wirt für den Bruch der Sperrstunden bestraft wird. Wer trotz Corona-Verbots noch offen hat, dem droht eine hohe Geldbuße von bis zu 30.000 Euro ...

Bundespräsident Alexander Van der Bellen (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Nach von der Polizeipressestelle bestätigten „Krone“-Recherchen kontrollierten die Uniformierten gegen 0.20 Uhr, also fast eineinhalb Stunden nach der Corona-Sperrstunde, ein scheinbar verliebtes Pärchen in der Annagasse 8. Trotz Regen und Sturm saßen beide angeregt plaudernd im Schanigarten vor dem beliebten City-Italiener Sole, der offiziell natürlich schon geschlossen hatte. Vor ihnen auf dem Tisch aber Getränke, die eigentlich - so wie Speisen - nicht mehr verabreicht werden dürfen.

Bei der routinemäßigen Überprüfung dann der Paukenschlag - wobei die Beamten den höchsten Repräsentanten des Staates natürlich sofort erkannten. Der Bundespräsident und seine Ehefrau Doris Schmidauer kamen der Identitätsfeststellung äußerst freundlich nach.

Van der Bellen: „Stehe für Schaden gerade
Auf Nachfrage der „Krone“ gesteht Van der Bellen „einen Fehler“ ein: „Ich bin erstmals seit dem Lockdown mit zwei Freunden und meiner Frau essen gegangen. Wir haben uns dann verplaudert und leider die Zeit übersehen. Das tut mir aufrichtig leid. Es war ein Fehler“, bedauert der Bundespräsident. „Sollte dem Wirt daraus ein Schaden erwachsen, werde ich dafür geradestehen.“

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Wir haben uns dann verplaudert und leider die Zeit übersehen. Das tut mir aufrichtig leid. Es war ein Fehler.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen

„Habe alles richtig gemacht“
Am Telefon bestätigte auch Aki Nuredini, der den Nobelitaliener im Herzen Wiens seit 37 Jahren führt, gegenüber der „Krone“ den Polizeieinsatz. „Der Bundespräsident ist Stammgast bei mir, so wie viele Künstler. Er hatte Fisch zum Abendessen. Ich habe alles richtig gemacht und wir haben pünktlich um 23 Uhr, wie es das Gesetz vorschreibt, mit einer letzten Getränkerunde zugesperrt. Der Bundespräsident hat nachher einfach noch, anfänglich war auch ich dabei, mit seiner Frau draußen im überdachten Schanigarten nett geplaudert.“

Doris Schmidauer und Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Wiener Opernball (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Doris Schmidauer und Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Wiener Opernball

Wirt droht eine hohe Strafe
Aber wie sieht es eigentlich gesetzlich aus? Ein Lokal kann Gästen auch nach dem Schließen um 23 Uhr theoretisch erlauben, sitzen zu bleiben. Das gilt dann als Privatfeier. Allerdings darf dabei nichts mehr serviert werden, Küche und Schank sind gesperrt. Was dem Restaurantbesitzer nun droht, hat der Wiener Magistrat, der ja schon bisher mit hohen „Corona-Strafen“ für gehörige Aufregung sorgt, zu entscheiden.

Dem Bundespräsidenten und seiner Ehefrau drohen natürlich keinerlei Konsequenzen. In der ohnehin von den strengen Verordnungen gebeutelten Gastro-Szene, die großteils über wenig Umsatz nach der Wiedereröffnung klagt, ist die Aufregung nach der Amtshandlung mit den beiden Promi-Gästen aber groß.

Christoph Budin, Kronen Zeitung

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