24-Stunden-Vergleich

Erstmals mehr Tote in Brasilien als in den USA

Ausland
26.05.2020 01:38

Brasilien hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums binnen 24 Stunden erstmals mehr Covid-19-Todesfälle als die USA verzeichnet, die weltweit mit Abstand die meisten Infektionsfälle aufweisen. An den Folgen der neuartigen Lungenkrankheit starben in dem lateinamerikanischen Land am Montag 807 Menschen, in den Vereinigten Staaten 620. Die USA ziehen nun die für Freitag angekündigten Einreisebeschränkungen für Nicht-US-Bürger aus Brasilien um zwei Tage vor. 

Brasilien verzeichnet nach offiziellen Angaben mit insgesamt 374.898 Infektionsfällen weltweit den zweitgrößten Ausbruch des Coronavirus, hinter den USA mit 1,637 Millionen Erkrankten. Die Gesamtzahl der Todesfälle in den USA liegt gemäß einer Zählung der Johns-Hopkins-Universität bei 98.184 (Stand 1.30 Uhr Mittwoch MESZ), im Vergleich zu dem lateinamerikanischen Land mit 22.666. Laut der Nachrichtenagentur Reuters starben in Brasilien bisher sogar 23.473 Menschen.

Einreiseverbot für Ankommende aus Brasilien um zwei Tage vorgezogen
Die Einreiseregelung betreffend Ankommenden aus Brasilien trete in den USA nun bereits ab dem 26. Mai 23.59 Uhr US-Ostküstenzeit in Kraft und nicht erst ab dem 28. Mai, teilte das Weiße Haus mit. Das Verbot gilt für Ausländer, die sich in den zwei Wochen vor ihrer geplanten Einreise in die USA in Brasilien aufgehalten haben. US-Präsident Donald Trump will auf diese Weise verhindern, dass Reisende aus Brasilien zum Auslöser weiterer Infektionen in den Vereinigten Staaten würden.

Bischof Kräutler wirft Bolsonaro „menschenverachtendes“ Handeln vor
Der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler wirft Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro „menschenverachtendes Handeln“ im Umgang mit dem Coronavirus vor. Bolsonaro nehme den Tod Zehntausender Menschen in Kauf, sagte Kräutler in einem Interview im ORF-Religionsmagazin „Orientierung“.

Der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler

Bolsonaro konterkariert die von den brasilianischen Bundesstaaten verhängte Corona-Vorsichtsmaßnahmen in seinen öffentlichen Auftritten. Der Präsident verweise selbst darauf, dass es im Land 70.000 Corona-Tote geben werde, dies aber einfach so sei, schilderte der aus Vorarlberg stammende emeritierte Bischof von Xingu: „Das ist wie ein Stich ins Herz, weil das ja Menschen sind.“ 

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro (Bild: AP)
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro

Der Bischof warnte vor einer Katastrophe in Amazonien. Tag für Tag würden sich mehr Menschen anstecken. Die Krankenhäuser seien total überfordert. Dies gelte für mehrere Großstädte, aber auch für seine früheren Bischofsstadt Altamira, wo Kräutler nach wie vor lebt. In der 140.000-Einwohner-Stadt gebe es 16 Intensivbetten. Besonders betroffen sei auch die abgeschieden lebende indigene Bevölkerung Amazoniens: „Diese indigenen Völker haben nicht diese Immunität, die der anderen Bevölkerung zugeschrieben wird - und wenn eine Ansteckung in einem Dorf beginnt oder ein Indigener angesteckt wird, dann heißt das, das ganze Dorf ist verseucht.“

Südamerika das „neue Epizentrum“
Der Nothilfe-Koordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Michael Ryan, hatte am Freitag gewarnt, dass Südamerika das „neue Epizentrum der Krankheit“ sei. „Das am meisten betroffene“ Land dort sei dabei sicher Brasilien.

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