Hohe Arbeitslosigkeit sorgt derzeit für wirtschaftliche Unsicherheit. Wer schnelles Geld braucht, geht daher zum Pfandleiher und kann damit möglicherweise einen Notverkauf vermeiden. Wie man etwa im renommierten Dorotheum merkt, wollen viele Tiroler ihre sicheren Wertsachen derzeit aber lieber zu Hause haben.
Die Zahlen sind erschütternd: Noch immer sind knapp 140.000 Tiroler entweder in Kurzarbeit oder überhaupt ohne Job. „Die Arbeitslosigkeit war seit dem Jahr 1945 nicht mehr so hoch wie jetzt“, betonte auch LH Günther Platter bereits vor einigen Wochen.
Unbürokratische und schnelle „Mikrokredite“
Die wirtschaftliche Unsicherheit bekommen derzeit auch einige Pfandleiher im Land zu spüren. Das Versetzen von Uhren, Schmuck, Antiquitäten oder auch Smartphones lindert zumindest geringfügig die wirtschaftliche Not mancher Tiroler. Anders als bei Banken sind die bürokratischen Hürden für solche „Mikrokredite“ überschaubar. Innerhalb weniger Minuten bewertet und entscheidet ein Schätzmeister über die Höhe des Darlehens. Der Geldbetrag wird umgehend ausbezahlt. Zinsen und Spesen werden erst beim Auslösen der Objekte fällig. „Bei kurzfristigen aber dringenden Liquiditätsengpässen kann der Kunde so Notverkäufe unter Zeitdruck vermeiden und sein Eigentum bewahren“, weiß Michael Holubowsky, Bereichsleiter Pfand des renommierten Auktionshauses Dorotheum, das zwei Filialen in Innsbruck hat.
Viele Tiroler haben ihren Besitz lieber zu Hause
Doch auch der umgekehrte Trend ist im Dorotheum spürbar. Menschen, denen es vielleicht nicht so schlecht geht wie vielen Corona-Gebeutelten, wollen ihren Besitz im Moment lieber zu Hause haben. „In allen Bundesländern – und damit auch in Tirol – haben zahlreiche Kunden in den vergangenen Wochen etwa ihre Schmuckstücke wieder abgeholt, ausgelöst oder entsprechende Fristen verlängert“ , weiß Holubowsky. Aus gutem Grund: Denn Gold gilt nach wie vor als sichere „Krisenwährung“, die man im Moment nicht veräußert.
Steht der große Run zum Pfandleiher noch bevor?
In der Branche glauben aber viele, dass die Auswirkungen der Corona-Krise in den kommenden Monaten und speziell vor Weihnachten so richtig aufschlagen werden. „Bei uns läuft das Geschäft im Moment noch gleich wie auch vor der Krise“, erklärt Roman Pfanzelt von der Goldstube in der Innsbrucker Leopoldstraße.
Man darf gespannt sein, wie es sich alles entwickelt und ob es für einige Tiroler keine schönen Weihnachten werden.
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