Cluster in Wien und NÖ

Post-Bedienstete brachten Corona in 50 Familien

Wien
29.05.2020 13:19

Nun gibt es einen weiteren Überblick, welche Kreise der Corona-Cluster in Wien und Niederösterreich gezogen hat: Durch Post-Bedienstete erfolgten Ansteckungen in rund 50 Familien, in denen Angehörige erkrankten, berichtete ein Sprecher des medizinischen Krisenstabes der Stadt Wien. Aktuell ist nicht bekannt, dass sich der Cluster auf weitere Unternehmen und Einrichtungen ausgeweitet hat.

Im Zentrum des Wien-Niederösterreich-Clusters stehen zwei Post-Standorte: das Postzentrum in Wien-Inzersdorf und das Logistikzentrum im niederösterreichischen Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg), bei denen Dutzende Beschäftigte erkrankt waren bzw. sind (Inzersdorf: 72 Infizierte, Hagenbrunn: 66 Infizierte, Zahlen gelten für Personen mit Wohnsitz Wien, Anm.). An beiden Standorten waren insgesamt circa 300 weitere Mitarbeiter unter Quarantäne, da sie als Kontaktpersonen gegolten haben. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, hat das Bundesheer an beiden Post-Standorten die Arbeit übernommen.

Das Post-Logistikzentrum in Hagenbrunn (Bild: APA/Bundesheer/Robert Hartl)
Das Post-Logistikzentrum in Hagenbrunn

Die Verbindung zwischen den beiden Postzentren besteht unter anderem über Leiharbeitsfirmen. Die Ansteckungskette der von diesen Unternehmen gestellten Post-Mitarbeitern reicht nach aktuellem Wissenstand in ein Asylheim in Erdberg (28 Fälle), eine Möbelhaus-Logistikzentrale in Floridsdorf (sieben Fälle) und ein Wohnhaus in Simmering (zehn Fälle).

Nach der Massen-Infektion von 26 Bewohnern und Betreuern in einem Flüchtlingsheim in Wien-Erdberg wurde das Gebäude chemisch gereinigt. Alle Patienten haben einen milden Verlauf. (Bild: PID/David Bohmann)
Nach der Massen-Infektion von 26 Bewohnern und Betreuern in einem Flüchtlingsheim in Wien-Erdberg wurde das Gebäude chemisch gereinigt. Alle Patienten haben einen milden Verlauf.

Verbindungen zu vier Bildungseinrichtungen
Durch infizierte Bedienstete in den Postzentren erfolgten wiederum Ansteckungen in rund 50 Familien, wo Angehörige an Covid-19 erkrankten. Auch das zog Kreise: Aus diesen Familien gibt es wiederum verwandtschaftliche Verbindungen zu aktuell vier Bildungseinrichtungen in Wien. Dazu zählt beispielsweise eine erkrankte Lehrerin einer Volksschule in Floridsdorf, die in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu einem Post-Mitarbeiter in Hagenbrunn steht.

Insgesamt wurden bei der Suche nach Querverbindungen und beim Contact-Tracing, also der Suche nach Personen, mit denen Infizierte längeren und näheren Kontakt hatten, rund um den Wien-NÖ-Cluster in Wien rund 3300 Abstriche genommen. Die Umfeld-Screenings in Niederösterreich bzw. bei den Personen mit Wohnsitz außerhalb Wiens sind in diese Zahl nicht inkludiert.

(Bild: APA/Hans Punz)

Im Zuge der geänderten Wiener Strategie, nicht nur Verdachtsfälle zu testen, sondern gezielt große Einrichtungen zu screenen, sollen laut Stadt Infektionsketten so früh und rasch als möglich unterbrochen werden. Dies geschieht vor allem an jenen Orten, wo eine Ausbreitung aufgrund der Arbeits- oder Wohnsituation möglich wäre.

„Noch alles unter Beobachtung“
In Summe wurden hier mehr als 16.000 Tests abgenommen, davon war ein Prozent positiv. Auch die Leiharbeitsfirmen sind dabei in den Fokus gerückt. Als Konsequenz wurden bisher mehr als 1700 Tests im Umfeld von Unternehmen durchgeführt. 
Die Erhebungen rund um den Wien-Niederösterreich-Cluster sind noch nicht beendet, sagte der Krisenstab-Sprecher: „Es ist noch alles unter Beobachtung.“

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