Zahl der Toten steigt
Italien: Warten auf Touristen und erster Protest
Obwohl in Italien am Samstag 111 Covid-19-Todesopfer gemeldet wurden, sperrt das von der Corona-Pandemie schwer getroffene Land wieder auf. Denn: Die Wirtschaft und besonders der so wichtige Tourismussektor wurden schwer getroffen. In mehreren italienischen Städten kam es zu Demonstrationen gegen die Regierung von Premier Giuseppe Conte. Einige Hunderte Aktivisten der Protestbewegung Orange-Westen gingen in 30 italienischen Städten, darunter Rom, Mailand, Turin und Bologna, auf die Straße. Außenminister Luigi Di Maio kündigte unterdessen für kommende Woche eine „Europa-Tour“ an, um für die Grenzöffnung zu seinem Land zu werben. Besuche sind in Deutschland, Slowenien und Griechenland geplant. Eine Reise nach Wien steht bisher nicht auf dem Programm, wird aber nicht ausgeschlossen.
Nur 60 der insgesamt 370 Hotels im beliebten Badeort Jesolo haben am Samstag verspätet die Saison eröffnet. Bis zum 15. Juni sollten alle Hotels und die meisten Ferienwohnungen wieder offen sein. Bis dahin hofft man in Jesolo und anderen italienischen Destinationen, dass österreichische und deutsche Urlauber wieder nach Italien reisen können. Außenminister Di Maio will deshalb für eine Öffnung der Grenzen werben - in der Hoffnung, die so wichtige Sommersaison noch retten zu können.
Eine vergangene Woche von Di Maio noch angekündigte Reise nach Wien steht vorerst nicht auf dem Programm. Aus dem Außenministerium hieß es dazu am Samstag auf APA-Anfrage, es gebe noch keine konkrete Anfrage der Italiener diesbezüglich. Di Maio wäre aber „natürlich in Wien herzlich willkommen“. Der Pressesprecher Di Maios erklärte auf Anfrage: „In den vergangenen Tagen hat es wiederholt Kontakte zur Regierung in Wien gegeben. Ein Besuch in Österreich ist demnächst durchaus möglich.“
Italien will rasche Grenzöffnung
Die mangelnde Bereitschaft Österreichs, seine Grenzen zu Italien rasch zu öffnen, hat in den vergangenen Tagen für Kritik in Italien, das stark vom Tourismus abhängig ist, gesorgt. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte Italien diese Woche noch als „Hotspot“ bezeichnet und darauf verwiesen, dass einige Regionen rund um die Lombardei und die Lombardei selbst noch sehr stark mit Corona-Infektionen belastet seien.
Während Österreich und andere Länder bereits bilaterale Absprachen zur gegenseitigen Grenzöffnung getroffen haben, pocht Italien auf ein gemeinsames europäisches Vorgehen ab dem 15. Juni. „Ansonsten bricht Europa zusammen“, warnte Di Maio am Samstag auf Facebook.
Zahl der Corona-Toten steigt
Doch die Corona-Pandemie hat Italien nach wie vor im Griff: In der Lombardei, dem Epizentrum des Coronavirus-Ausbruchs in Italien, wurden innerhalb von 24 Stunden 67 Tote gemeldet. Damit stieg die Gesamtzahl der dort Verstorbenen auf 16.079. Insgesamt hat Italien bereits 33.340 Corona-Todesopfer zu verzeichnen. Dennoch sollen ab Mittwoch wieder Ausländer nach Italien reisen können, ohne sich dort wie bisher einer zweiwöchigen Quarantäne unterziehen zu müssen.
Protest gegen Regierung
Und das nicht ohne Grund, denn die ohnehin schwächelnde italienische Wirtschaft wurde von der Pandemie schwer getroffen, der Fremdenverkehr ist eine wichtige Einkommensquelle für die Italiener. Dementsprechend lässt die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen bei der Bevölkerung merklich nach. Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie kam es am Samstag in mehreren italienischen Städten zu Protesten gegen die Regierung. Die Demonstranten, die sich unter anderem gegen eine Impfpflicht wehren und einen Austritt Italiens aus dem Euro-Raum fordern, beschuldigten die Regierung, die Pandemie als Vorwand zu nutzen, um die Italiener ihrer Bürgerfreiheiten zu berauben und das Land in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben.
Mehrere Demonstranten in Rom trugen aus Protest keinen Mund-Nasen-Schutz und missachteten die Abstandspflicht von mindestens einem Meter. „Nach der Pandemie beginnt die Hungersnot“, skandierten die Demonstranten in Rom. Die Orange-Westen sind eine um den Ex-Carabinieri-General Antonio Pappalardo entstandene Bewegung. Sie fordert die Verabschiedung eines neuen Wahlgesetzes mit der Direktwahl des Regierungschefs und Neuwahlen im Oktober. Die Demonstranten drohen mit einem Steuerstreik.
„Das ist verantwortungslos“
Auf dem Mailänder Domplatz versammelte Demonstranten skandierten Slogans gegen die Regierung Conte. Sie wurden von der Polizei mithilfe von Videoüberwachungskameras identifiziert und wegen Verstößen gegen die Anti-Covid-19-Sicherheitsvorkehrungen angezeigt. Der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala bezeichnete den Protest als „verantwortungslos“. „In einer Zeit, in der Mailand mit Mühe einen Ausweg aus der schwierigen Situation sucht, in der es sich befindet, ist dieser Protest verantwortungslos“, kritisierte Sala.
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