Rund drei Monate nach den ersten Corona-Fällen in Österreich hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Sonntag auf Ö3 Bilanz gezogen. Alle großen Entscheidungen würde er wieder genauso treffen, obwohl Österreich in der größten Wirtschaftskrise der Zweiten Republik steckt. „Die Länder, die auch wirtschaftlich gut durch diese Krise kommen, sind die Länder, die früh und hart reagiert haben“, meinte er zur Begründung. Härteste Entscheidung sei die Verhängung des Lockdown gewesen. Kurz räumte auch Fehler während des Höhepunkts der Krise ein: „Keiner trifft in jeder Sekunde auch immer den perfekten Ton.“
Im Zuge der Lockerungen der Corona-Maßnahmen freue er sich darauf, wieder in ein Lokal zu gehen oder mit Freunden ein Bier trinken zu können, sagte Kurz: „Für mich war die größte Einschränkung sicherlich, nicht mehr meine Eltern oder meine Freunde zu treffen. Das war schon eine harte Zeit. Darum war es für mich das Schönste, einmal wieder mit Abstand mit meinen Eltern zu grillen.“
Es wird auch wieder Schritte zurück geben
„Frühstück bei mir“-Moderatorin Claudia Stöckl fragte Kurz auch, ob die Lockerungen der Maßnahmen mit dem wachsenden Unmut der Bevölkerung zusammenhängen. „Natürlich spielt es eine Rolle, wie groß die Bereitschaft der Menschen ist, Maßnahmen mitzutragen“, so der Kanzler. Es sei in den vergangenen sechs Wochen gelungen, schrittweise Maßnahmen zurückzunehmen und trotzdem die Infektionszahlen niedrig zu halten. Dieser Weg müsse fortgesetzt werden. Solange es jedoch keine Impfung gebe, werde uns diese Krankheit weiter begleiten. „Um ganz ehrlich zu sein, es wird wahrscheinlich nicht nur Schritte nach vorne geben, sondern auch wieder Schritte zurück.“
Härteste Entscheidung: Lockdown verhängen
Kurz räumte auch ein, während der Corona-Krise Fehler gemacht zu haben. „Wenn sie Hunderte Entscheidungen pro Tag treffen, passieren täglich Fehler und nicht jede einzelne Behördenentscheidung ist immer zu einhundert Prozent treffsicher und richtig.“ Im Großen und Ganzen habe man es jedoch gut geschafft, die Krise zu meistern. „Wir haben alle Entscheidungen als Bundesregierung gemeinsam getroffen, aber die härteste Entscheidung war sicher, als ich von anderen Regierungschefs gewarnt wurde und für mich sehr schnell wusste, es ist richtig, einen Lockdown zu verhängen und unsere Systeme auf ein Minimum herunterzufahren.“ Danach habe ihn die Überzeugungsarbeit mit den Entscheidungsträgern im ganzen Land viel Kraft gekostet.
Verantwortung der Politik, Wissen mit Menschen zu teilen
Auf den Vorwurf angesprochen, dass er zeitweise eine Angstrhetorik verbreitet habe, sagte Kurz, er wisse nicht, ob er das heute anders machen würde. „Ich sehe es auch als Verantwortung der Politik, das Wissen, das man hat, mit anderen Menschen zu teilen.“ Natürlich gebe es auch Graustufen: „Ich war sicherlich auch emotionalisiert in dieser Zeit, wenn man mitbekommt, dass im Nachbarland Italien Menschen sterben, weil sie nicht behandelt werden können.“
„Ich bin, was das Jahr 2020 betrifft, sowohl was unsere Wirtschaftskraft als auch was das Budget betrifft, eher pessimistisch“, sagte Kurz. Steuererhöhungen im nächsten Jahr könne er sich trotzdem nicht vorstellen.
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