Gewalt eskaliert

Seit sechs Tagen Proteste: USA versinken im Chaos

Ausland
01.06.2020 08:49

Am sechsten Tag nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis haben die Proteste in den USA weiter an Heftigkeit zugenommen. In Städten wie Minneapolis, New York, Washington, Los Angeles oder Philadelphia kam es am Sonntagabend trotz Ausgangssperren zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Polizeiautos wurden in Brand gesetzt, Fensterscheiben eingeschlagen und Geschäfte geplündert.

Der Fernsehsender CNN zeigte Bilder von Menschenmengen, die in den Stadtzentren mehr oder weniger auf Konfrontation mit den Sicherheitskräften gingen. In New York war die Polizei rund um den Union Square kurzzeitig eingekreist, in unmittelbarer Nähe brannte ein Auto.

In der Nähe des Weißen Hauses in der Hauptstadt Washington zünden Demonstranten eine US-Flagge an. (Bild: AP)
In der Nähe des Weißen Hauses in der Hauptstadt Washington zünden Demonstranten eine US-Flagge an.

Polizei in Washington geht hart gegen Demonstranten vor
Auch in der US-Hauptstadt Washington kam es zu brisanten Szenen: Rund um ein loderndes Feuer auf dem Lafayette Square, direkt nördlich des Weißen Hauses setzten Polizisten Tränengas und Pfefferspray gegen die Demonstranten ein.

Die Polizei setzt Tränengas und Pfefferspray gegen die Demonstranten ein. (Bild: AP)
Die Polizei setzt Tränengas und Pfefferspray gegen die Demonstranten ein.

Lkw fährt in Minneapolis in Menschenmenge
In Minneapolis fuhr ein Tanklaster auf einer gesperrten Fernstraße in eine Menge von friedlich Demonstrierenden. Nach offiziellen Angaben wurde kein Kundgebungsteilnehmer verletzt. Der Fahrer des Lastwagens wurde von den Demonstranten aus dem Führerhaus gezogen und attackiert, bevor er von der örtlichen Polizei verhaftet wurde. Der Fahrer sei daraufhin mit lebensbedrohlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden und stehe unter Arrest.

Polizeichef gibt Polizisten Mitschuld am Tod Floyds
Unterdessen bezeichnete der Polizeichef von Minneapolis in einer beispiellosen Aktion die drei an dem Einsatz gegen den getöteten George Floyd beteiligten Polizisten als „mitschuldig“. Zuvor war lediglich der weiße Polizist, der für den Tod Floyds verantwortlich ist, verhaftet und unter Mordanklage gestellt worden.

Ausgangssperren in mindestens 40 Städten
Nach CNN-Angaben verhängten mindestens 40 Städte nächtliche Ausgangssperren, darunter auch Washington. Von den Maßnahmen waren demnach insgesamt zehn Millionen Menschen betroffen. Der Gouverneur von Arizona, Doug Ducey, erließ sogar für die gesamte Woche bis zum 8. Juni eine Ausgangssperre.

Trump gibt den Medien Schuld an Protesten
US-Präsident Donald Trump rief ausdrücklich Gouverneure und Bürgermeister der Demokratischen Partei zu einer härteren Gangart auf und gab Linkradikalen, der Antifa und den Medien die Schuld an den Protesten. Die Medien würden alles in ihrer Macht Stehende tun, um Hass und Anarchie zu schüren. Er forderte die Wiederherstellung von „Gesetz und Ordnung“ und den Einsatz der Nationalgarde, die bereits in zahlreichen US-Städten aktiv ist. Zuvor hatte er erklärt, die Antifa-Bewegung als Terrororganisation einstufen lassen zu wollen.

Den Demokraten wirft Trump immer wieder vor, nicht hart oder entschlossen genug gegen Kriminalität vorzugehen. In Minnesota mobilisierte der demokratische Gouverneur Tim Walz zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die gesamte Nationalgarde des Bundesstaats.

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