WHO-Experte warnt:

„Virus macht nicht plötzlich weniger krank“

Ausland
01.06.2020 21:03

Mit einer scharfen Warnung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Äußerung eines italienischen Arztes zurückgewiesen, wonach das neuartige Coronavirus in Italien nicht mehr existiere. „Wir müssen ganz besonders vorsichtig sein, nicht den Eindruck zu vermitteln, dass das Virus von sich aus plötzlich beschlossen hat, weniger krank zu machen“, sagte der WHO-Experte Michael Ryan am Montag. „Das ist überhaupt nicht der Fall“, so Ryan bei einer virtuellen Pressekonferenz in Genf.

Der italienische Arzt Alberto Zangrillo, Direktor des San-Raffaele-Krankenhauses in Mailand, hatte am Sonntag in einem Interview mit dem italienischen Fernsehsender RAI gesagt, „in Wirklichkeit existiert das Virus in Italien klinisch nicht mehr. Die in den vergangenen zehn Tagen entnommenen Abstriche haben gezeigt, dass die Viruslast quantitativ im Vergleich zu der vor ein oder zwei Monaten absolut unendlich klein ist“, sagte er. Es sei an der Zeit, „dieses Land nicht mehr zu terrorisieren“.

Italien gehörte zwischenzeitlich zu den von der Pandemie am stärksten getroffenen Ländern der Welt. (Bild: APA/AFP/PIERO CRUCIATTI)
Italien gehörte zwischenzeitlich zu den von der Pandemie am stärksten getroffenen Ländern der Welt.

An dem neuartigen Coronavirus sind in Italien binnen drei Monaten fast 33.500 Menschen gestorben. Nachdem das Virus Ende 2019 zunächst in China aufgetaucht war, wurde Italien zeitweise zum Zentrum der Pandemie in Europa. Die meisten Fälle gab es im Norden des Landes und dort vor allem in der Lombardei.

Heftige Debatte in Italien
Mit seinen Äußerungen löste Zangrillo, der als Hausarzt von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi bekannt wurde, in Italien eine heftige Debatte aus. „Während wir auf wissenschaftliche Beweise warten, die die These vom Verschwinden des Virus stützen, fordere ich diejenigen, die von dieser These überzeugt sind, auf, keine Verwirrung unter den Italienern zu stiften“, sagte Gesundheitsstaatssekretärin Sandra Zampa.

Der Chef des Nationalen Gesundheitsrates, Franco Locatelli, sagte, es reiche schon ein Blick auf die Zahl der täglichen Neuinfektionen, „um festzustellen, dass das neuartige Coronavirus in Italien weiter umgeht“. Zuletzt schwankte die Zahl der Neuinfektionen zwischen 300 und 500 pro Tag.

Eine Frau misst die Temperatur eines Kindes beim Eintreffen in einer Kindertagesstätte in Ivrea, Italien. (Bild: AP)
Eine Frau misst die Temperatur eines Kindes beim Eintreffen in einer Kindertagesstätte in Ivrea, Italien.

Zahlen sinken weiter
Am Montag registrierte der italienische Zivilschutz eine Reihe von ermutigenden Zahlen: Es gab nur 178 Neuinfektionen binnen eines Tages, die Zahl der Corona-Todesfälle war mit 60 ebenfalls rückläufig. 424 Covid-19-Patienten lagen noch auf der Intensivstation. Auch diese Zahl ging somit weiter zurück.

Am 13. Mai wurden die besonders strengen Corona-Maßnahmen in Großbritannien zum ersten Mal gelockert. (Bild: AFP)
Am 13. Mai wurden die besonders strengen Corona-Maßnahmen in Großbritannien zum ersten Mal gelockert.

Niedrigste Totenzahl in Großbritannien seit zehn Wochen
Grund zur Hoffnung gibt es auch in Großbritannien. Am Montag war die Zahl der täglichen Corona-Toten auf den niedrigsten Stand seit Beginn der landesweiten Ausgangsbeschränkungen vor gut zwei Monaten gefallen. 111 mit dem neuartigen Coronavirus infizierte Menschen seien in den vergangenen 24 Stunden gestorben, sagte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock am Montag. Das sei ein „bedeutender Fortschritt“ bei der Eindämmung der Pandemie.

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