Qualvoll erstickt

Floyd starb laut Autopsie durch Polizeigewalt

Ausland
02.06.2020 06:42

Eine Woche nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd in der US-Großstadt Minneapolis hat die offizielle Autopsie nun bestätigt, dass er durch von der Polizei angewendete Gewalt ums Leben kam. Todesursache sei ein Herz-Kreislauf-Stillstand infolge von „Druck auf den Nacken“ während eines Polizeieinsatzes, heißt es im offiziellen Autopsiebericht.

Als Todesart wurde „Homicide“ angegeben, was mit „Totschlag“ oder „Tötungsdelikt“ übersetzt werden kann. Zugleich wird in dem am Montag veröffentlichten Autopsiebericht aber betont, dass es sich dabei nicht um eine rechtliche Einordnung von „Schuld oder Absicht“ handle. Die Entscheidung darüber obliege der Justiz, nicht den Gerichtsmedizinern.

Vier Polizisten waren Teil der tödlichen Festnahme Georg Floyds. Auf dem Bild ist Derek Chauvin zu sehen, der letztendlich verurteilt wurde. (Bild: AFP/Darnella Frazier via Facebook)
Vier Polizisten waren Teil der tödlichen Festnahme Georg Floyds. Auf dem Bild ist Derek Chauvin zu sehen, der letztendlich verurteilt wurde.

Laut offizieller Obduktion war Floyd herzkrank und litt an Bluthochdruck. Außerdem sei bei ihm eine „Fentanylvergiftung“ sowie die vor kurzer Zeit erfolgte Einnahme von Methamphetaminen festgestellt worden.

Familie bestreitet Vorerkrankung des Herzens
Kurz zuvor war das Ergebnis einer Autopsie veröffentlicht worden, die Floyds Angehörige in Auftrag gegeben hatten. Diese stellte „Erstickung durch anhaltenden Druck als Todesursache“ fest. Druck auf Floyds Nacken habe die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen, Druck auf Floyds Rücken habe eine Ausweitung der Lunge verhindert, sagte Anwalt Ben Crump am Montag in Minneapolis. Der von der Familie beauftragte Mediziner Michael Baden wies unter anderem die behördlichen Angaben zu Vorerkrankungen der Herzkranzgefäße bei Floyd zurück.

Landesweite Proteste und Ausschreitungen
Der Tod des 46-Jährigen bei seiner Festnahme hat landesweite Proteste und schwere Ausschreitungen ausgelöst. Er starb am Montag vergangener Woche, nachdem der weiße Polizist Derek Chauvin ihm fast neun Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt hatte. Floyd klagte wiederholt, er könne nicht mehr atmen („I can‘t breathe“), der Polizist ließ aber nicht von ihm ab.

Protest vor der US-Botschaft in Berlin (Bild: AP)
Protest vor der US-Botschaft in Berlin

Nur einer der Polizisten in Untersuchungshaft
Das Video des Vorfalls zeigt, dass drei Polizisten den 46-Jährigen, der bereits Handschellen trug, am Boden fixierten. Die vier weißen Polizisten wurden entlassen, Chauvin, der Floyd sein Knie in den Nacken drückte, wird wegen Mordes angeklagt und ist in Untersuchungshaft. Bisher wurde aber nur Chauvin festgenommen und von den Ermittlungsbehörden offiziell direkt für den Tod des Afroamerikaners verantwortlich gemacht. Die Ermittler legen ihm unter anderem Totschlag zur Last.

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