Nachdem die Kollektivvertragsverhandlungen zwischen Laudamotion und der Gewerkschaft gescheitert waren, haben mehr als hundert von der anstehenden Schließung der Basis in Wien betroffene Mitarbeiter am Dienstag demonstriert. Sie hoffen, dass es noch zu einer Einigung kommt, und forderten die Arbeitnehmervertreter auf, dem umstrittenen Kollektivvertrag mit niedrigeren Gehältern zuzustimmen.
Rund 500 Jobs wären bei einer Schließung der Basis der Airline in Wien betroffen: 300 davon bei Laudamotion direkt und 200 Leiharbeitsstellen. Die Belegschaft übt dabei Kritik an der Verhandlungsführung der Gewerkschaft vida, die die Bedingungen des neuen Kollektivvertrags ablehnte, da dies ein Grundgehalt unter der Armutsschwelle bedeuten würde.
Auch Kinder demonstrierten mit ihren Eltern
Die in der Wiener Innenstadt protestierenden Angestellten forderten dennoch eine Zustimmung - sie trugen dabei ihre Uniformen und auch einen Mund-Nasen-Schutz. Manche der Demonstranten nahmen sogar ihre Kinder mit, die ebenfalls Schilder hochhielten. Es nahmen mehr Piloten als Flugbegleiter an dem Protest teil.
Die Arbeitnehmervertreter warfen am Dienstag der Ryanair-Tochter vor, die Belegschaft für ihre „Propagandazwecke“ zu missbrauchen. Die Fluglinie habe dem Bordpersonal im Vorfeld mitgeteilt, eine Teilnahme an der Demo werde „seitens des Unternehmens mit Wohlwollen aufgenommen“, so Lauda-Betriebsratsvorsitzende Kerstin Hager in einer Aussendung. Sie sprach von einem monatelangem „Nervenkrieg“ zulasten der Beschäftigten.
Gewerkschaft spricht von „Drohungs- und Erpressungskrimi“
Sie gab zu bedenken, dass das Unternehmen Anspruch auf Kurzarbeit für 24 Monate habe. „Bei Tausenden Unternehmen in Österreich funktioniert das, nur bei Laudamotion hat die Geschäftsführung den Antrag aus unverständlichen Gründen zum Drohungs- und Erpressungskrimi hochstilisiert und dafür einen Teil der Belegschaft dafür instrumentalisiert, wie das auch jetzt bei den Kollektivvertragsverhandlungen wieder der Fall ist“, so Hager. Die Airline würde sich zunutze machen, dass viele Angestellte aus anderen Ländern stammen und sich nicht gut mit dem österreichischen Arbeitsrecht auskennen würden.
Hager appellierte an Laudamotion, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren: „Es muss in Österreich möglich sein, einen an jedem Monatsersten garantierten Nettogrundlohn über der Armutsgrenze zu erhalten und dass dies in einem rechtlich einwandfreien KV festgehalten wird.“ Es könne nicht sein, dass die weniger gut Bezahlten die Hauptlast am Sparpaket des Unternehmens tragen müssten, so die Betriebsratsvorsitzende.
Frist für Einigung bis Mittwoch verlängert
Die Verhandlungen werden diese Woche fortgesetzt, das Unternehmen verlängerte die Frist ein weiteres Mal bis zum 3. Juni. Die Wirtschaftskammer teilte mit, dass Ryanair bereit sei, die Schließung rückgängig zu machen. Änderungen am Kollektivvertrag lehnte das Unternehmen jedoch ab.
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