Russland hat mit klinischen Tests eines selbst entwickelten Impfstoffs gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 an Soldaten begonnen. Es seien 50 Freiwillige, unter ihnen fünf Frauen, für die Teilnahme an den Untersuchungen ausgewählt worden, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit.
Die Männer und Frauen hätten sich selbst gemeldet, damit das neue Präparat auf seine Wirkung und Sicherheit getestet werde. Die Untersuchungen sollen bis Ende Juli abgeschlossen sein. Zuvor hatten Wissenschaftler bereits in vorklinischen Tests - an Tieren und teils an sich selbst - Erfolge bei der Impfstoffentwicklung gemeldet.
Präsident Wladimir Putin hatte Druck gemacht, dass Russland im weltweiten Rennen um einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 Erfolge vorweisen könne. Vizeregierungschef Dmitri Tschernyschenko hielt es im Fall von Erfolgen für möglich, dass bereits im Herbst ein Impfstoff zur Verfügung stehe. „Die Arbeit an einem Impfstoff ist im vollen Gang, wir warten auf die Ergebnisse. Aus Sicht der Spezialisten können wir im Fall eines Erfolgs im Herbst mit der Massenimpfung beginnen“, sagte er am Dienstag.
Keine Impfpflicht in Russland geplant
Eine Impfpflicht für die ganze Bevölkerung soll es nicht geben, wohl aber für einzelne Berufsgruppen. Die Soldaten, die an der klinischen Studie teilnehmen, seien vorab eingehend untersucht worden und kerngesund. Sie werden von diesem Mittwoch an in einem Forschungsinstitut des Verteidigungsministeriums in Sergijew Possad im Moskauer Gebiet untergebracht und während der Studie überwacht.
Am 22. Mai hatte der Direktor des epidemiologischen und mikrobiologischen Forschungszentrums an der Akademie der Wissenschaften Russlands, Alexander Ginsburg, von erfolgreichen Tests eines Impfstoffs des russischen Forschungszentrums Vector nahe der sibirischen Stadt Nowosibirsk berichtet. Das Vakzin habe eine Immunität gegen Covid-19 erzeugt - ohne negative Nebenwirkungen, hieß es.
Sieben Einrichtungen arbeiten an Impfstoff
Insgesamt befassen sich nach offiziellen Angaben in Russland sieben Forschungseinrichtungen unabhängig voneinander mit der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs. Zur Behandlung einer bestehenden Infektion hatten die Behörden am Wochenende das antivirale Medikament Favipiravir in Russland unter dem Namen Avifavir zur Behandlung in Krankenhäusern zugelassen. Es soll die Krankheitsdauer verkürzen.
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