Das umstritten Malaria-Medikament Hydroxychloroquin schützt Kontaktpersonen von mit dem Erreger SARS-CoV-2 Infizierten nicht vor einer Ansteckung. Das hat eine Studie von US-Wissenschaftlern ergeben. Sie hatten Personen das Mittel verordnet, die sich ohne Mund- oder Augenschutz mit einem Abstand von weniger als 1,80 Meter für mindestens zehn Minuten in der Nähe eines nachweislich Infizierten aufgehalten hatten.
Die Betroffenen erkrankten später selbst mit der gleichen Wahrscheinlichkeit an Covid-19 wie Kontaktpersonen, die ein wirkungsloses Scheinmedikament (Placebo) bekommen hatten, berichten die Forscher im „The New England Journal of Medicine“. Teilnehmer für ihre Studie hatte das Team um David Boulware von der University of Minnesota in Social-Media-Kanälen und auf traditionellen Medien-Plattformen gesucht. Die Freiwilligen bekamen das Mittel, das ursprünglich zur Behandlung von Malaria und bestimmten Immunerkrankungen entwickelt wurde, per Post mit der Aufforderung, es den Anweisungen entsprechend einzunehmen.
Die Einnahme musste spätestens vier Tage nach dem ungeschützten Kontakt erfolgen. In den Wochen danach befragten die Forscher die Teilnehmer mehrfach nach ihrem Gesundheitszustand. 107 der 821 Kontaktpersonen erkrankten innerhalb von 14 Tagen an Covid-19. Nicht bei allen Erkrankten wurde die Infektion mit einem Test bestätigt, in den meisten Fällen schlossen die Forscher aufgrund der Symptome auf die Erkrankung. Der Anteil der Erkrankten war in beiden Gruppen - der Hydroxychloroquin- und der Placebo-Gruppe - etwa gleich hoch.
Untersuchungen in Risikogruppe stehen noch aus
Das Mittel eigne sich somit nicht zur Vermeidung einer Erkrankung, schreiben die Forscher über das Mittel, das auch von US-Präsident Donald Trump vorzugsweise konsumiert worden ist. Sie schränken ein, dass ihre Teilnehmer vornehmlich jung waren und zu keiner Risikogruppe gehörten. Ob das Mittel bei Hochrisikopatienten zur Vorbeugung nutze, müsse weiter untersucht werden.
Die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei bestehender Erkrankung wird derzeit in Studien getestet. Bisherige Untersuchungen brachten keinen Hinweis, dass es die Symptome bessert oder die Erkrankungsdauer verkürzt. Das Mittel steht auch deshalb unter besonderer Beobachtung, weil US-Präsident Donald Trump es wiederholt als Wundermittel gepriesen und angegeben hatte, es prophylaktisch einzunehmen, um sich vor dem Virus zu schützen.
Trump machte das Medikament bekannt
US-Präsident Trump hatte Mitte Mai zur allgemeinen Überraschung verkündet, Hydroxychloroquin zur Vorbeugung gegen das neuartige Coronavirus einzunehmen - weil er „viele gute Geschichten darüber gehört“ habe. Wie dessen Leibarzt am Mittwoch erklärte, habe Trump die Einnahme des Malaria-Mittels mittlerweile „sicher und ohne Nebenwirkungen abgeschlossen“.
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