Klenk im U-Ausschuss:

„Video sollte zeigen, wozu Strache bereit wäre“

Medien
04.06.2020 13:59

„Falter“-Chefredakteur Florian Klenk hat am Donnerstag als erste Auskunftsperson dem Ibiza-Untersuchungsausschuss seine Eindrücke des von ihm rund eine Woche vor der Veröffentlichung im Mai 2019 gesehenen Mitschnitts des Ibiza-Videos geschildert. Das Video sah er in den Redaktionsräumen der „Süddeutschen Zeitung“, es war demnach rund sieben Stunden lang. In seiner Gesamtheit sei es eine „Art von Tanz“ um Korruptionshandlungen. Und weiter: „Das ganze Video ist praktisch ein Versuch, aus Strache herauszuholen, was er bereit wäre zu tun. Auf der ,Bananenschale‘ Strabag ist er dann ausgerutscht“, sagte Klenk.

Im Wesentlichen bestehe das Video aus drei Szenen, so Klenk. Die erste beginnt vor dem Haus, dabei machen sich Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus mit der vermeintlichen Oligarchen-Nichte bekannt. In der zweiten werde zu Abend gegessen, die dritte ist dann im Haus, in der unter anderem in den bekannten Szenen über die Vorbereitung von Korruption gesprochen werde. Die Szenen seien aus verschiedenen Kameraperspektiven gefilmt, verschiedene Sequenzen aus verschiedenen Blickwinkeln, so Klenk. Daher könne er auch ausschließen, dass das Video manipuliert oder Szenen verändert wurden. Zum Teil sei die Tonqualität sehr schlecht.

„Es ist ein Korruptionstanz“
In seiner Gesamtheit sei es eine „Art von Tanz“ um Korruptionshandlungen. „Es ist ein Korruptionstanz.“ Es gebe rund ein Dutzend Mal Szenen, in denen Strache darauf hinweist, dass alles rechtens sein muss. Auf der anderen Seite gebe es aber auch viele Stellen, an denen Strache Umgehungshandlungen vorschlägt. Am Anfang werden etwa beim Essen vorsichtige Gespräche über Politik geführt. Die Stimmung wechselt, nachdem alle Teilnehmer in einer Szene ihre Handys abgeben.

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

Ab dann werde etwa um die Übernahme der „Kronen Zeitung“ gesprochen, so Klenk, der festhielt, dass das Thema nicht von der Oligarchennichte sondern von Strache und Gudenus aufgebracht werde. „Die Verlockungen, die in den Raum gestellt werden, kommen vonseiten der FPÖ“, sagte Klenk. Es sei jedenfalls kein Drogenkonsum vorgekommen in dem was er gesehen habe. Auch vom Alkohol sei niemand so betrunken gewesen, dass er nicht mehr gewusst hätte, was er redet, so Klenk.

„Weder Strache noch Gudenus unter K.-o.-Tropfen gesetzt“
„Das ganze Video ist praktisch ein Versuch, aus Strache herauszuholen, was er bereit wäre zu tun. Auf der ,Bananenschale‘ Strabag ist er dann praktisch ausgerutscht“, sagte Klenk, der sich auch sicher war, dass weder Heinz Christian Strache noch Johann Gudenus unter K.-o.-Tropfen gesetzt worden seien. Ganz im Gegenteil, nach dem Aufenthalt in der Finca seien man noch zum Tanzen gegangen, so der Journalist als Auskunftsperson im Ibiza-Untersuchungsausschuss. Am Ende merke Strache sogar, dass bei der ganzen Sache etwas faul war.

Jene Villa, in der das Skandal-Video gedreht wurde, auf der Webseite der Plattform Airbnb (Bild: APA)
Jene Villa, in der das Skandal-Video gedreht wurde, auf der Webseite der Plattform Airbnb

Klenk verglich das Geschehen mit einem Film. „Popcorn oder Speibsackl?“, fragte SPÖ-Mandatar Kai Jan Krainer. „Wenn man es erfinden würde, sagen wir David Schalko (österreichischer Regisseur, Anm.) schreibt einen Hauptabendkrimi, dann würde wir alle sagen: absurd“, so der Journalist der das Video gesehen hat. „Ich glaube eine Mischung aus Kottan und Pulp Fiction trifft es ganz gut. Es ist grotesk, wie zum Teil gesprochen wird. Es gibt Momente, wo man sich denkt, es wird provinzlerisch und komisch und Momente, wo man sich denkt, da wird Regierungskriminalität vorbereitet.“

Klenk glaubt nicht, dass sehr vieles strafrechtlich relevant ist, aber womöglich unmittelbar davor. Das Video sei das „erste Dominosteinchen“. Jetzt gehe es darum, ob die Dinge, die Strache angedeutet hat, auch stattgefunden haben.

Debatte um Redaktionsgeheimnis
Bei einigen Fragen der Politiker, etwa auch von FPÖ-Politiker Christian Hafenecker berief sich Klenk aufs Redaktionsgeheimnis. „Das Redaktionsgeheimnis ist wie das Beichtgeheimnis der Demokratie“, verteidigte er es. Sie alle stecken Journalisten manchmal Geschichten zu, sagte der Journalist zu den Politikern. Nach einer kurzen Debatte beendete Verfahrensrichterin Ilse Huber diese allerdings. Das Redaktionsgeheimnis sei nicht das Thema der Befragung.

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