Sie werden nicht müde, sich mit oder ohne Masken vor die Kameras und Mikrofone zu stellen, sich kräftig selbst zu loben, um dann wieder eine der unzähligen weiteren Corona-Lockerungen bekannt zugeben - die türkis-grünen Regierer überschlagen sich förmlich im Öffnungswahn. Von der „neuen Normalität“, wie es der Bundeskanzler formuliert hat, ist da gar nicht mehr oft die Rede. Fast bekommt man das Gefühl, wir hätten die alte Normalität längst erreicht. Wenn wir sie in dem rasenden Öffnungs-, Lockerungs- und Erleichterungstempo nicht gar überholen …
Wenn man mit Vollgas unterwegs ist, da kann man schon ein paar Hindernisse auf der Strecke übersehen. Etwa, dass gar nicht so wenige Menschen im Land immer noch glauben, was ihnen dieselben Politiker vor wenigen Wochen in aller Vehemenz eingetrichtert haben: dass wir in der schwersten und gefährlichsten Gesundheitskrise seit 100 Jahren stecken.
In diesem rasenden Tempo geht offenbar auch der Blick auf die betroffenen Menschen zunehmend verloren. Statt sie im übertragenen Sinn mitzunehmen, bleiben sie auf der Strecke.
So verkündet man am Pfingstsamstag (!), dass ab dem nächsten Schultag wieder vieles anders wird. Verlautbart am Mittwoch, dass am nächsten Tag die Grenzen offen sind. Nichts als unausgegorene Ho-ruck-Politik, die Chaos stiftet. Kleiner Tipp an die Regierung: Augen auf, nach rechts, links, oben und unten schauen. Überlegen! Und manchmal, wie man landläufig sagt, einfach ein bissl vom Gas gehen!
Klaus Herrmann, Geschäftsführender Chefredakteur der Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.