„Absichtlicher Mord“
Rassismusexperte: „Floyds Tod sticht heraus“
George Floyds Tod löste eine weltweite Protestwelle aus. Die „Krone“ sprach mit dem US-Rassismusexperten David W. Campt über die aktuelle Situation in den USA.
Das brutale Video von George Floyds Festnahme in Minneapolis, US-Bundesstaat Minnesota, ging um die Welt und bewegte die Zuseher so sehr, dass Zigtausende seit Tagen auf die Straße gehen und gegen Rassismus und Polizeigewalt kämpfen. Floyds Tod befeuert die Bewegung „Black Lives Matter“, die 2013 entstanden war, nachdem ein weißer Wachmann den unbewaffneten afroamerikanischen Teenager Trayvon Martin erschossen hatte und trotzdem freigesprochen wurde.
„Es war ein absichtlicher Mord“
„Der Tod von Floyd sticht unter all den anderen Morden heraus, und es ist einfach unmöglich, Empathie gegenüber den involvierten Polizisten zu zeigen. Es war ein absichtlicher Mord“, so David W. Campt aus North Carolina. Er war Berater von Hillary Clinton und ist Top-Experte bei Fragen zum Thema „schwarzes“ Amerika.
„Leute, die generell nicht rassistisch sind, aber wenig zum Kampf gegen Diskriminierung geleistet haben, fühlen sich durch diesen brutalen Fall freier zu protestieren.“ Selbst wenn sich an den Demonstrationen Polizeichefs und konservative Politiker beteiligen, befürchtet der Rassismus-Experte, dass sich nach den Protesten nicht viel ändern wird.
„Weiße, denen bewusst ist, dass Schwarze diskriminiert werden, müssen lernen, darüber zu sprechen“, erklärt Campt. Wer über Rassismus aufklärt, darf den anderen gegenüber aber nicht herablassend sein.
32% der US-Weißen halten Schwarze für faul
Laut einer US-Studie glauben 32 Prozent der Weißen, dass Schwarze faul sind. Wer auf Personen stößt, die von dieser Einstellung überzeugt sind, sollte zuerst durchatmen, bevor er mit ihnen zu diskutieren beginnt, rät der ehemalige Politikberater. „Es ist wichtig, mit ihnen über ihre Erfahrungen mit schwarzen Menschen zu sprechen, um herauszufinden, woher ihre Annahme kommt.“ Am Ende des Diskurses sollte schließlich herauskommen, dass ihr Denken nicht gerechtfertigt, sondern rassistisch ist.
Weltweit zeigten Instagram-Nutzer ihre Anteilnahme durch das Veröffentlichen von komplett schwarzen Fotos. Aber ist das genug? „Social-Media-Aktivismus hat in Zeiten wie diesen seinen Platz verdient. Jeder muss sich selbst fragen: Kann und sollte ich mehr gegen Rassismus machen?“
Doch die Proteste und vor allem Reaktionen von Präsident Donald Trump darauf könnten ihn aus dem Weißen Haus katapultieren. „Es könnte sein, dass er groß verlieren wird. Aber die Wahl kann auch knapp ausgehen“, analysiert der Amerikaner.
Kathi Pirker, Kronen Zeitung
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