Seine Zivilcourage hat für einen 19-Jährigen schwere Folgen: Der Mitarbeiter einer Security-Firma joggte in seiner Freizeit im März im Wiener Bezirk Favoriten, als er einen Disput zwischen zwei jungen Frauen und einem 16-Jährigen mitbekam. Der 19-Jährige wollte den Mädchen helfen, es kam zu einem Gerangel, wobei der Angreifer den Läufer mit einem Messer attackierte und diesen schwer an Brust, Rücken und Beinen verletzte. Am Montag musste sich der 16-Jährige vor Gericht verantworten und wurde zu zwei Jahren teilbedingter Haft verurteilt.
Der Schuldspruch wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung und gefährlicher Drohung ist bereits rechtskräftig. Von den zwei Jahren muss der 16-Jährige, der bisher gerichtlich unbescholten war, insgesamt acht Monate absitzen. Zudem muss der Bursche nach seiner Haftentlassung Bewährungshilfe in Anspruch nehmen und eine Psychotherapie bei der Männerberatung machen. Dem Opfer muss der 16-Jährige insgesamt 6050 Euro Schmerzensgeld zahlen, knapp die Hälfte hat er bereits überwiesen.
„Mädchen stehen auf starke Jungs“
Der 16-Jährige konnte sich seine Tathandlungen selbst nicht erklären. „Ich kann mich selbst nicht mehr in den Spiegel schauen“, meinte der Beschuldigte. „Und das alles nur wegen eines Messers.“ Die Waffe hatte sich der Bursche gekauft, weil „Mädchen stehen auf starke Jungs“, wie er der Vorsitzenden des Schöffengerichts, Michaela Röggla-Weisz, zu erklären versuchte, warum er die Waffe eingesteckt hatte.
Alles hatte damit begonnen, dass der 16-Jährige auf eine Geburtstagsparty in die Wohnung eines Freundes ging. Nachdem er die Partydroge MDMA und reichlich Alkohol konsumiert hatte, hatte er sich über etwas geärgert und wollte nach Hause gehen. Auf der Straße traf er die beiden Mädchen, die ihn bereits kannten und aufhalten wollten. „Sie wollten mich in dem Zustand nicht nach Hause gehen lassen“, sagte der Afghane. Dabei sei es zum Streit gekommen.
Mädchen schildern andere Version
Die beiden Jugendlichen erzählten den Vorfall jedoch völlig anders. Der 16-Jährige sei von Anfang an aggressiv gewesen, sei auf die 18-Jährige zugekommen und habe sie zu Boden gestoßen. Die Zweite half ihrer Freundin und schrie den Burschen an, „was er für ein Problem hätte“, sagte die 17-Jährige im Zeugenstand. Daraufhin zog der 16-Jährige das Messer und drohte damit, die Mädchen abzustechen.
In dem Moment lief der Jogger vorbei und bekam den Disput mit. Der 19-jährige Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes wollte beruhigend auf den 16-Jährigen einwirken. Doch dieser verpasste dem Helfer sofort einen Faustschlag auf die Nase, sodass dieser einen Nasenbeinbruch erlitt. Beim Gerangel stach der Bursche mit dem Messer mehrfach in Brust, Rücken und Beine des 19-Jährigen.
Der körperlich überlegene Sicherheitsmann wurde schwer verletzt. Durch die Klinge wurde sogar seine Brusthöhle eröffnet. Bis heute spürt er die Folgen. Erst vor einer Woche habe er wieder mit dem Laufen begonnen, aber tiefe Atemzüge seien noch nicht möglich und durch einen Stich in die Wade habe er nach zehn Minuten sofort wieder Schmerzen, sagte der 19-Jährige.
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