Jährlich kommen in Österreich fast 7000 Babys zu früh zur Welt, also vor der 37. Schwangerschaftswoche. Für die Eltern beginnt mit der Geburt eine Zeit voll Verunsicherung, gerade während der Corona-Krise.
Neben Medizin und Pflege wird die Vertiefung der Eltern-Kind-Bindung angestrebt. „Bereits vor Corona hatten wir sehr hohe Sicherheits- und Hygienevorschriften“, so Dr. Martin Wald, Neonatologie Klinikum Wels-Grieskirchen (OÖ). Die Kleinen sind isoliert, eine Begleitperson ist anwesend, meist die Mutter. Der Vater darf eine Stunde täglich besuchen, zuvor wird ein Gesundheitscheck inklusive Fiebermessung durchgeführt. „Wir gehen auf jede Familie ein und stabilisieren sie in dieser Situation.“
Experten setzen heute alles daran, um Folgeprobleme der Frühgeburtlichkeit zu verringern. „Betroffene Kinder können vor allem Einschränkungen im Bereich der Motorik, des Hörens und Sehens, aber auch des Verhaltens aufweisen“, so Frühchen-Experte Dr. Wald. „Im Kleinkind- und Schulalter sind Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen zu beobachten.“ Ein zweiter Neo-Schwerpunkt ist derzeit die Minimierung der maschinellen Beatmung, um Lungenschäden und das Risiko für Infektionen zurückzudrängen. Auch stellt die zunehmende Angleichung der internationalen Standards einen Meilenstein dar. Experten aller Länder haben die Möglichkeit, sich online schnell und unbürokratisch auszutauschen und Behandlungen abzugleichen. „Rund um den Globus existiert heute eine neonatologische Community, erfolgreiche Therapiekonzepte können sich zum Nutzen aller durchsetzen“, erklärt Dr. Wald.
Die Aussichten für Frühgeborene in Österreich sind heute sehr gut, dies zeigen auch die Daten des Österreichischen Frühgeborenen-Outcome-Registers. Trotz der erfreulichen Entwicklung darf Frühgeburtlichkeit nicht leichtfertig als Option gewählt werden. Selbst in Schwangerschaftswoche 35 sollten Kinder nicht ohne strengstes Abwägen von Vor- und Nachteilen für ihre Entwicklung entbunden werden.
Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung
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