NAS für 4 Festplatten

WD MyCloud PR4100: Selbstbau-Cloud am Prüfstand

Digital
14.06.2020 06:01

Dropbox, Google Drive, Onedrive oder iCloud sind eine praktische Sache, hat man dort gelagerte Daten doch jederzeit - am Handy wie am PC - griffbereit. Vor Datenverlust sind Sie auf den Servern der IT-Riesen aus den USA auch gut geschützt, die volle Kontrolle hat man dort aber nicht über seine Daten. Mit einem kleinen File-Server im Heimnetzwerk mit Handy-Fernzugriff schon eher. Wir haben mit der Western Digital MyCloud Pro PR4100 ausprobiert, wie benutzerfreundlich so eine Lösung ist.

Mit etwa 500 Euro Anschaffungskosten - exklusive bis zu vier Festplatten, die den Preis bei entsprechender Bestückung durchaus verdreifachen - ist man bei WDs MyCloud nicht im Billigsegment daheim. Man richtet sich an anspruchsvollere Anwender, die möglicherweise der ganzen Sippe Cloud-Speicher stiften wollen, vielleicht auch hobby- oder berufsmäßig mit größeren Datenmengen hantieren, zum Beispiel mit Foto- und Videomaterial. 

(Bild: Western Digital)

Das unterstreicht man mit doppeltem Gigabit-LAN-Port und redundantem Stromeingang, was das im Fachjargon Network Attached Storage (NAS) genannte Gespann aus Festplatten und Fileserver flott und ausfallsicher macht.

Zuverlässige Festplatten nutzen!
Ein NAS als private Cloud ist eine längerfristige Anschaffung und auf jahrelange Nutzung ausgelegt, dem entsprechend verbaut man hier - wie auch beim Selbstbau - möglichst langlebige NAS-Festplatten im 3,5-Zoll-Format, auf die über 6-Gigabit-SATA zugegriffen wird. Beim PR4100 gibt es Bundles mit vorinstallierten WD-Red-Platten, prinzipiell spricht aber auch nichts gegen die Nutzung herstellerfremder Festplatten. 

(Bild: Western Digital)

Die Daten auf den Platten verwaltet ein Intel Pentium N3710-Vierkernprozessor mit vier Gigabyte DDR3-RAM. Für einen Fileserver vollkommen ausreichend und sparsam im Verbrauch. Der Chip hat gewisse Reserven, damit das PR4100 weitere Aufgaben erfüllen kann - als Webserver Internetseiten bereitstellen, als Plex-Server Videos auf andere Geräte streamen, als Download-Maschine Dateien herunterladen. Tut man alles gleichzeitig, sind die CPU-Reserven aber natürlich enden wollend.

Kompakt und gut belüftet
Gekühlt wird mit einem 120-Millimeter-Lüfter an der Geräterückseite, der beim Hochfahren gut hörbar, danach aber subtil für Frischluft im System sorgt. Verpackt ist alles in einem 17 mal 19 mal 23 Zentimeter großen Gehäuse, das mit gut 3,5 Kilo durchaus etwas auf die Waage bringt. Andererseits: Für einen Computer mit zig Terabyte Kapazität ist die MyCloud relativ kompakt.

(Bild: Western Digital)

Die Festplatten darf man über Zugangsklappen selber tauschen, genug Lufteinlässe sind vorhanden. Haptisch wirkt das schlichte schwarze Metallgehäuse solide und sauber verarbeitet, Gummifüßlein schlucken im Betrieb Vibration und sorgen gemeinsam mit den im Alltag heruntergedrosselten Lüfter trotz luftigem Gehäuse für wenig Betriebsgeräusche. Weil das NAS mit Info-Display und Aktivitäts-LEDs ausgestattet ist, ist es im Betrieb trotzdem von weitem wahrnehmbar.

Einrichtung erfolgt über den Browser
Eingerichtet wird das auf Linux basierende Betriebssystem der PR4100 über ein Web-Interface. Das macht man per Browser am PC auf, nachdem das NAS am Router angeschlossen und eingeschaltet wurde. Es ist das Fenster zum File-Server, über das man primär Einstellungen setzt. Bei der Ersteinrichtung werden Benutzerkonten und ein Administratorkonto erstellt, weiters wird das Gerät mit dem Online-Konto des Herstellers verknüpft. Wer gern autark ist, wird das kritisch sehen. 

(Bild: Western Digital)

Die Vermittlungsarbeit übernimmt WD
Die Lösung hat aber einen Vorteil: Der Benutzer braucht sich keinen Dynamic-DNS-Dienst, der bei Internetanschlüssen mit wechselnder IP-Adresse den Fernzugriff erlaubt. Die Vermittlungsarbeit übernimmt in dem Fall WD - freilich nur für die MyCloud-Basisfunktionen. Wer aus der PR4100 einen Webserver macht, braucht trotzdem eine statische IP oder einen DynDNS-Provider, das Herstellerkonto ist aber eine benutzerfreundliche Abkürzung zum Zugriff auf die eigenen Daten.

Insgesamt ist das Web-Interface schmucklos, es erfüllt aber seinen Zweck und wahrt die Übersicht. Auf einer Startseite erhält man Infos über Festplattenbelegung, Systemlast, verbundene Benutzer, Geräte und installierte Dienste. Dazu gibt es eine Benutzer- und Freigabeverwaltung, einen rudimentären „App Store“ für zusätzliche Serverdienste wie Plex oder WordPress, Backup-Tools, eine einfache Einrichtung für den Fernzugriff mittels in der zugehörigen Smartphone-App einzutragenden Code und die Geräteeinstellungen.

(Bild: Western Digital)

Mehr Vielseitigkeit durch den „App Store“
Über den „App Store“ können verschiedene Dienste nachinstalliert werden - etwa der BitTorrent-Client Transmission, Inhaltsdatenbanken wie WordPress oder Joomla, Foren-Tools wie phpBB, auch die Anbindung an den Cloud-Dienst Dropbox ist möglich. Vorinstalliert sind unter anderem ein DLNA/UPNP-Server, um Medien durchs Heimnetz zu streamen, außerdem sind einige Backup- und Download-Dienste (FTP, P2P) verfügbar. 

Die MyCloud PR4100 ist also mehr als ein reines Datengrab, sondern kann im Heimnetzwerk und darüber hinaus verschiedene Aufgaben - Videos streamen, Dinge herunterladen, einen Blog beherbergen, Dinge zur doppelten Datensicherung anderswo hochladen - erfüllen. Ein klarer Vorteil gegenüber den meisten Cloud-Angeboten, bei denen man nicht Herr über den Server ist, und auch einer gegenüber „dummen“ externen Festplatten.

(Bild: Western Digital)

Wie sicher die Daten sind, bestimmt der User
Sicher, um die Datensicherheit muss man sich hier selbst kümmern: Wer eine Datei bei Google oder Microsoft hochlädt, kann sich darauf verlassen, dass sie auf deren Servern redundant, also doppelt gespeichert wird, damit sie wiederhergestellt werden kann, wenn im Rechenzentrum eine Festplatte mit der Datei darauf den Tod findet. Bei der MyCloud PR4100 mit vier Festplattenbuchten bestimmt man selber, ob man alle vier Festplatten komplett als Speicher nutzen oder einen Teil der Kapazität für höhere Datensicherheit zur Verfügung stellen will.

Wer an seinen Daten hängt, sollte das unbedingt tun und den passenden „RAID“-Modus in der Speicherverwaltung wählen. Weil die MyCloud PR4100 mit vier Platten bestückt ist, hat man hier die Qual der Wahl. Für maximale Datensicherheit wählt man RAID 1: Hier hat jede Festplatte im NAS eine Spiegel-Festplatte, auf der die Daten nochmals liegen. Fällt eine Festplatte aus, ist alles darauf auch auf der Spiegelfestplatte gesichert. Nachteil: Diese Vorgehensweise halbiert die Speicherkapazität. 

Vier Festplatten erlauben RAID 5
Mehr Kapazität liefert das erst mit vier Platten nutzbare RAID 5, bei dem ein Viertel jedes Laufwerks für die Wiederherstellung reserviert ist. Geht eine Festplatte kaputt, kann aus den Daten auf den übrigen der verlorene Inhalt wieder hergestellt werden. Das Verfahren erhöht zwar die Systemlast, macht aber auch drei Viertel statt nur der Hälfte des installierten Speichers nutzbar. Maximale Kapazität erlaubt RAID 0: Hier werden die Daten quer über alle Festplatten verteilt, was für hohe Schreib- und Leseraten sorgt, aber auch dafür, dass beim Verlust einer Festplatte alle Daten weg sind.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Hohe Schreib- und Leseraten am Kabel
Apropos Schreib-Lese-Raten: Im Test schaffte der WD-Netzwerkspeicher bei Zugriff über ein verkabeltes Gigabit-Netzwerk beim Transfer großer Dateien stabile 110 Megabyte in der Sekunde - ein sehr guter Wert, die verfügbaren Übertragungsraten werden ausgereizt. Beim Zugriff via WLAN oder gar vom Smartphone außerhalb des Heimnetzwerks aus leiden die Datenraten aber naturgemäß und hängen von der WLAN-Anbindung des Empfangsgeräts und den Upload-Kapazitäten der heimischen Internetleitung ab.

Grundsätzlich ließe sich die MyCloud PR4100 auch über WLAN ansteuern: Über die USB-Ports, die auch externe Festplatten als zusätzliche Datensicherung akzeptieren, kann ein WLAN-Dongle angeschlossen werden. Die möglichen Datenraten schöpft man aber so bei Weitem nicht aus: Wer kann, schließt einen NAS-Speicher besser immer per Kabel ans Netzwerk an.

(Bild: Western Digital)

Fazit: Wer Herr über größere Datenmengen ist und auf diese auch unterwegs zugreifen will, ohne ein Abo bei einem Online-Anbieter abschließen zu müssen, findet in der MyCloud PR4100 eine zugängliche Möglichkeit dafür. Dass es für die volle Funktionalität ein Hersteller-Konto braucht, wird manch einer kritisch sehen, es vereinfacht aber auch die Einrichtung. Der Funktionsumfang geht weit über die reine Datenspeicherung hinaus, Profi-Features wie RAID-5, der redundante Stromanschluss und die zwei Netzwerk-Ports seien ebenfalls positiv erwähnt. Insgesamt ein rundes Ding, mit dem auch Laien ohne großartige Server-Kenntnisse schnell einen von überall zugänglichen Lagerplatz für ihre digitalen Daten aufbauen können.

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