Das Kriseninterventionsteam harrte nach dem schwarzen Samstag in der Herrengasse aus, berichtete von „erschrockenen Gesichtern und Verzweiflung“. 1000 Gespräche wurden geführt. Und Polizei sowie Rotes Kreuz waren im Großeinsatz.
Das Grubenunglück von Lassing 1998 gilt als Geburtsstunde des steirischen Kriseninterventionsteams. Nach der Amokfahrt in Graz leisteten circa 140 Mitarbeiter psychosoziale Akutbetreuung und führten alleine in der Herrengasse, wo man neun Tage lang präsent war, mehr als 1000 Gespräche.
Die Helfer begleiteten aber auch Familienangehörige ins Krankenhaus, machten Hausbesuche und führten Einzelgespräche im „Informations- und Betreuungszentrum“, das im Rathaus eingerichtet wurde - 700 waren es in nur einer Woche. „Was mir besonders in Erinnerung bleibt, sind die vielen erschrockenen Gesichter in der Herrengasse und die Verzweiflung der Angehörigen der Opfer“, sagt Leiter Edwin Benko.
Für Polizei und Rettung ein gigantischer Einsatz
„An diesem Samstag war ich zu Hause und hatte Bereitschaft. Dann bekam ich die Benachrichtigung, irgendetwas in der Innenstadt läuft, es ist aber noch unübersichtlich.“ Auch der steirische Rotkreuz-Rettungskommandant Peter Hansak erinnert sich noch genau an den 20. Juni 2015.
Die Einschätzung der Lage war äußerst schwierig
Rettungskommandant Peter Hansak
„Die Einschätzung der Lage war schwierig. Wir wussten noch nicht, ob es sich um einen Einzeltäter handelt oder ob wir mit sogenannten ,second hits‘ rechnen müssen.“ Schnell seien viele Ärzte und Sanitäter im Stadtzentrum gewesen: „Jeder hat jeden angerufen, den er kannte.“ Zudem lief im Schulungszentrum Laubegg eine Ausbildung von Führungskräften. „Alle Kollegen waren bereits in Rotkreuz-Uniform, sie sind sofort nach Graz nachgerückt.“ In Summe waren 250 Mitarbeiter, 85 Fahrzeuge und vier Rettungshubschrauber im Einsatz.
Auch die Polizei war stark präsent: 191 Beamte standen im Einsatz, manche davon ad hoc in ihrer Zivilkleidung. Auch Christine Kern, die zehn Minuten nach der Tat als erste leitende Polizistin vor Ort war, befand sich eigentlich außer Dienst. Wenig später übernahm Ursula Auer. Der Einsatz war herausfordernd, komplex und dynamisch, schildert Thomas Heiland, der stellvertretende Stadtpolizeikommandant. Die Amokfahrt war für die Polizei die Geburtsstunde ihrer tagesaktuellen Social-Media-Arbeit.
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