Es ist ein fast 400 Seiten dicker Zwischenbericht, der detailliert die Arbeit der Soko Ibiza eindrucksvoll darstellt. Im Gegensatz zur Kritik der Korruptionsstaatsanwaltschaft im U-Ausschuss haben die Kriminalisten massenhaft geheime Chats der Video-Bande entschlüsselt und praktisch den gesamten Hintergrund der für die heimische Innenpolitik historischen Nacht auf der spanischen Partyinsel geklärt.
Die Ermittlungen lesen sich wie ein Thriller-Drehbuch und zeigen auch, wie akribisch ein Wiener Anwalt - versorgt mit Infos von Heinz-Christian Straches damaligem Leibwächter, der jetzt „Kronzeuge“ der Justiz ist - samt früheren Sicherheitssöldnern rund um einen Ex-Detektiv den Sturz des damaligen FPÖ-Chef geplant hat.
Die Themen für die finale Ibiza-Falle wurden bei mehreren Treffen in Nobelhotel-Suiten der Donaumetropole mit einem offenbar teils berauschten Gudenus (Stichwort „Schnee von gestern“) und der „schoafen Russin“ generalstabsmäßig vorbereitet. Auch der Kauf von „Krone“-Anteilen. Nichts wurde bei der Operation dem Zufall überlassen, jedes Gespräch quasi als Testlauf heimlich aufgenommen.
Die vermeintliche 300 Millionen Euro schwere Oligarchin wies sich übrigens mit einem lettischen Reisepass aus, dessen Personalnummer tatsächlich einem Fußballtormann gehörte.
Lediglich am Verkauf des Ibiza-Videos - es wurde nicht einmal einen Monat später im Sommer 2017 unter anderen dem damaligen Wahlkampfmanager einer Regierungspartei angeboten - um bis zu fünf Millionen Euro scheiterte die Bande letztlich. Bis dann eben zwei deutsche Medien den Skandal platzen ließen. Der Rest ist rot-weiß-rote Polit-Geschichte ...
Der Akt der Staatsanwaltschaft zeigt auch den Hang der Hintermänner zu Codenamen wie „Roter Platz“, „Dunkler Engel“ oder „Dunkler Traum“ (darkdream; Anm.). Genug Stoff für einen Film.
Christoph Budin, Kronen Zeitung
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