Corona-Ausbruch

Mehr als 650 Infizierte auf deutschem Schlachthof

Ausland
17.06.2020 22:32

Erneut ist es in einem deutschen Schlachtbetrieb zu einer Masseninfektion mit dem neuartigen Coronavirus gekommen. Diesmal hat es mit dem Unternehmen Tönnies Europas größten Schlachthof erwischt - mit massiven Auswirkungen! Bei über 650 Angestellten wurde bereits eine Infektion festgestellt. Tausende weitere Kollegen befinden vorsichtshalber in Quarantäne. Auch Schulen und Kindertagesstätten sind im betroffenen Landkreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen geschlossen worden.

Die Betroffenen sollen in einem Teilbereich der Schweinezerlegung tätig sein. Weitere Tests laufen. Die Landesregierung hat einen Produktionsstopp angeordnet. Einen Lockdown der Region werde es aber noch deutschen Medienberichten nicht geben, obwohl der Grenzwert von 50 Erkrankten pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen überschritten wurde.

Die Zentrale des Fleischkonzerns Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (Bild: APA/AFP/SASCHA SCHUERMANN)
Die Zentrale des Fleischkonzerns Tönnies in Rheda-Wiedenbrück

Durch den Produktionsstopp fehlen dem deutschen Markt dem Vernehmen nach rund 20 Prozent der üblich vorhandenen Fleischerzeugnisse. Auch Schweinezüchter sind betroffen, da ihre Tiere zu einem bestimmten Zeitpunkt schlachtreif werden und nun nicht geschlachtet werden können.

Nach Ansicht des Unternehmens dürften jene Angestellte das Virus eingeschleppt haben, die das lange Wochenende zu einem Heimatbesuch genutzt hatten. Es handelt sich vorwiegend um rumänische und bulgarische Staatsbürger. Es besteht auch der Verdacht, dass in den gekühlten Räumlichkeiten Covid-19 leichter übertragen wird. „Wir können uns nur entschuldigen“, teilte am Mittwoch ein Tönnies-Sprecher mit.

Frisch geschlachtete Schweine hängen in einem Kühlhaus des Fleischunternehmens Tönnies. (Bild: APA/dpa/Bernd Thissen)
Frisch geschlachtete Schweine hängen in einem Kühlhaus des Fleischunternehmens Tönnies.

„Gesundheit der Beschäftigten für Profite aufs Spiel gesetzt“
Corona-Ausbrüche in deutschen Schlachtbetrieben haben in den vergangenen Monaten immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Im Zuge der Berichterstattung rückten auch die Arbeits- und Unterbringungsbedingungen in den Fokus und wurden vielfach kritisiert. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter brachte es am Mittwoch am schärfsten auf den Punkt: „Die Gesundheit der Beschäftigten wird für die Profite der Fleischbarone aufs Spiel gesetzt.“

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