„Man kann sagen, er ist ein Schwein.“ Das sagt ausgerechnet der eigene Verteidiger über seinen Mandanten, einen 36-jährigen Akademiker aus Klagenfurt. „Aber das macht ihn nicht zum Mörder.“ Der Familienvater leugnet, seine hochschwangere Geliebte getötet zu haben - die 31-jährige Julia erwartete seine Tochter.
Doppeltes Masterstudium, guter Job, Erfolge als Fußball-Schiri, eine Wohnung in schöner Lage, eine liebende Ehefrau samt Stief- und eigenem Sohn: Nach außen hin hat Helmut T. das perfekte Leben geführt. Doch schon der Prozessauftakt in Klagenfurt zeigt die tiefen Risse der Fassade. Denn der 36-jährige Mordverdächtige hatte zumindest zwei außereheliche Affären.
Gleichzeitig. „Ist das nicht stressig?“, will Richter Christian Liebhauser wissen. „Nein, das ging schon“, meint der Angeklagte. T. soll, so Staatsanwältin Tanja Wohlgemuth, vergangenen Sommer die eine Geliebte gefährlich bedroht, die andere dann in ihrer Wohnung in der Ortschaft Neu-Feffernitz getötet haben. „Julia war hochschwanger, der Angeklagte war der Vater, wie wir durch einen Test sicher wissen. Sie setzte ihn zunehmend unter Druck, sich zu dem Kind, ein Mädchen, zu bekennen - daher ermordete er sie.“
Der Mörder hat auch einem Baby die Chance genommen, nur wenige Wochen später das Licht der Welt zu erblicken.
Staatsanwältin Tanja Wohlgemuth
Helmut T. streitet dies vehement ab. Anwalt Manfred Arbacher-Stöger, der im Duo mit Christine Lanschützer recht unabgestimmt verteidigt, meint gar, dass der Umgang des Angeklagten mit Frauen moralisch verwerflich sei - „aber wir reden hier von einer möglichen lebenslangen Strafe wegen Mord, da dürfen einfach keine Zweifel Platz haben“.
DNA-Spuren, Sneakers und Katzenhaare
Die Indizien sind bisher belastend: T. war in der Mordnacht in der Nähe von Julia. Das beweist die Handyauswertung. „Ich wollte nachdenken“, sagt er bloß. 43 Anrufe seiner Gattin landeten zur Tatzeit auf der Mailbox. Auf seinem T-Shirt wurden DNA-Signale der Toten gefunden. „Das kann nicht sein, das ist ein Fehler.“ An Sneakern, die er laut einem Schiedsrichterkollegen vermutlich vor der Tat getragen hat, wurden Tatortspuren gefunden - Katzenhaare und Katzenstreu von den beiden Tieren der Ermordeten. „Das sind nicht meine Turnschuhe“, beharrt der Angeklagte. Sie waren allerdings im Müll seiner Wohnanlage sichergestellt worden.
„Draufgstiegen bin i a noch“
Diese Sportschuhe spielen im Verfahren eine tragende Rolle: Denn - und das sind besonders erschütternde Details - auf der Leiche der jungen Frau waren auch Schuhabdrücke, die mit dem Sohlenprofil zusammenpassen. „Der Mörder hat noch nachgetreten“, sagt Anklägerin Wohlgemuth. Ein Mithäftling behauptet, dass T. ihm gegenüber das auch zugegeben habe: „Die Treapn is selba schuld. Draufgstiegen bin i a noch“, soll er ihm anvertraut haben.
Helmut T. bleibt trotz der vielen Anschuldigungen erstaunlich ruhig und gefasst, sehr höflich zum „Herrn Vorsitzenden“, etwas sarkastisch zu den Übrigen. „Ich bin nicht schuldig“, sagt er mehrmals. Daran ändern auch die Aussagen der zweiten Geliebten nichts. Die 40-jährige Arbeitskollegin plante mit dem Kärntner eine gemeinsame Zukunft. Von Julia und deren Schwangerschaft wusste sie nichts. „Ich war selbst schwanger, habe das Kind aber verloren“, schluchzt sie. „Das war sicher bloß eine Show“, meint T.
„Lande noch in den Geschichtsbüchern“
Auch die Chatprotokolle, in denen er drohte, „einmal anständig durchzudrehen und sich in den Geschichtsbüchern zu verewigen“, wischt er weg: „Das rutschte vielleicht halt mal heraus, aber ich wollte nie einem Menschen etwas tun.“
Entlastungszeugen hat es bislang nicht gegeben. Die Ehefrau hat kurzfristig von ihrem Entschlagungsrecht Gebrauch gemacht. Nachbarn schildern, wie sich Julia trotz allem auf ihr viertes Kind gefreut hatte. Am Freitag sind Polizisten und Gutachter am Wort; das Urteil könnte also bald fallen.
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