Schwere Vorwürfe
Scotland Yard leitete Post an McCanns nicht weiter
Angebliche Briefe von deutschen Behörden an die britischen Eltern der im Jahr 2007 verschwundenen Maddie McCann sorgten diese Woche für Verwirrung. Während der Staatsanwalt bestätigte, dass an die Familie zwei Schreiben geschickt wurden, stritten die Empfänger ab, die Post aus Deutschland bekommen zu haben. Nun klärte eine britische Zeitung auf: Die britische Polizei soll die Briefe an Kate und Gerry McCann schlichtweg nicht weitergeleitet haben.
In einem der beiden Briefe sollen die Eltern darüber informiert worden sein, dass die deutschen Ermittler in einem Mordfall ermitteln, da sie überzeugt sind, dass das Mädchen tot sei. In einem Interview mit der angesehenen italienischen Zeitung „La Repubblica“ bestätigte der deutsche Staatsanwalt Hans Christian Wolters, dass die Schreiben an die Familie geschickt worden seien.
Ermittler im TV: „Unser Verdacht umfasst Tötung Madeleines“
Man habe die McCanns vorab informieren wollen, dass die Polizei wegen Mordes ermittle, ehe sie dies aus dem Fernsehen erfahren. In der Sendung „Aktenzeichen XY“ vom 3. Juni erklärte Christian Hoppe vom Bundeskriminalamt: „Die Ermittlungen, die wir gemeinsam oder in enger Abstimmung mit der Metropolitan Police in London und der Kriminalpolizei in Portugal führen, haben uns auf einen deutschen möglichen Tatverdächtigen geführt, mit Vorerkenntnissen zu Sexualstraftaten. Unser Verdacht umfasst auch die Tötung Madeleines.“
Man habe die Familie im Vorfeld darauf vorbereiten wollen, dass aus dem Entführungs- ein Mordfall geworden war. „Es war eine persönliche, menschliche Entscheidung. Wir sind nicht verpflichtet, Kontakt mit Zeugen aufzunehmen - und sie sind Zeugen. Da sie aber auch Eltern eines vermissten und unserer Meinung nach toten Mädchens sind, ist es offensichtlich, dass wir Mitgefühl mit ihnen haben. Deshalb haben wir vor der Sendung einen Brief geschrieben: Wir wollten sie nicht mit der Ankündigung der Mordermittlung überraschen“, erklärte Wolters der italienischen Zeitung.
„The Sun“ kritisiert „zusammenhanglose Ermittlung“ der drei Länder
Doch was war mit dem Brief passiert, dessen Erhalt die McCanns sogar auf ihrer Website leugneten? Die britische Zeitung „The Sun“ berichtet, dass das Schreiben über die britische Polizei geschickt wurde. Doch die Exekutive habe die Post einfach nicht weitergeleitet. „Das hebt erneut die zusammenhanglose Ermittlung hervor, an der die britische, deutsche und portugiesische Polizei beteiligt ist“, resümierte das Blatt.
Verdächtiger soll weitere Kinder entführt haben
13 Jahre nach der Entführung des dreijährigen Mädchens aus einer Ferienwohnung in Portugal kam der Fall vor wenigen Wochen wieder ins Rollen: Es wurde ein 43-jähriger Verdächtiger präsentiert, der bereits mehrfach wegen Sexualstraftaten vorbestraft ist. Der Deutsche lebte zum Tatzeitpunkt an der Algarve, wo Maddie im Mai 2007 spurlos verschwand. Mittlerweile wurden gegen den mutmaßlichen Mörder des Mädchens auch Ermittlungen in anderen Vermisstenfällen, bei denen Kinder betroffen sind, aufgenommen.
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