Chirurgen-Erfolg:

OP-Marathon rettet Arbeiter die „abgeflexte“ Hand

Oberösterreich
20.06.2020 06:00

Mit einer mikrochirurgischen Meisterleistung retteten Linzer Unfallmediziner dem Bauarbeiter Mateusz W. aus Bad Kreuzen den linken Unterarm. Der 34-Jährige hatte sich auf einer Baustelle in Klam mit einem Winkelschleifer den Arm bis zum Knochen durchtrennt. In einer 7,5-Stunden-OP wurde er „zusammengeflickt“.

Es war ein Unglück mit weitreichenden Folgen. Mateusz W. hatte am Dienstag gegen 15.45 Uhr auf einer Baustelle in Klam mit einer Flex Stücke aus einer Ziegelmauer geschnitten. Dabei verkantete sich sein Winkelschleifer, rutschte ab und durchtrennte ihm den linken Unterarm knapp über dem Handgelenk bis zum Knochen. Gefäße, Nerven, Sehnen und Muskulatur waren betroffen. Sein Polier (36) setzte die Rettungskette in Gang. W. wurde ins Kepler Uniklinikum nach Linz geflogen, wo um 18 Uhr der OP-Marathon startete.

Die beiden erfolgreichen KUK-Unfallchirurgen Michael Pollak und Andreas Kastner mit dem Modell einer menschlichen Hand (Bild: KUK)
Die beiden erfolgreichen KUK-Unfallchirurgen Michael Pollak und Andreas Kastner mit dem Modell einer menschlichen Hand

7,5-Stunden-Eingriff
„Der Knochen war nur leicht verletzt, sodass wir uns sofort um Sehnen und Blutgefäße kümmern konnten“, sagt Chirurg Michael Pollak (32). Gemeinsam mit Oberarzt Andreas Kastner (56) und vier Assistenten begann der mühsame Eingriff, der schließlich mehr als 7,5 Stunden dauern sollte.

„Der heikelste Punkt ist stets, die Durchblutung der Gliedmaße rasch wiederherzustellen. Gelingt das nicht, sind alle anderen Bemühungen umsonst“, so Pollak.

Kepler Universitätsklinikum Linz (Bild: Werner Pöchinger)
Kepler Universitätsklinikum Linz

Perfekte Durchblutung
Bei Mateusz W. ist das gelungen. „Die Durchblutung läuft perfekt. Bleibt das so, kann er in zehn Tagen das Klinikum verlassen“, freut sich Oberarzt Andreas Kastner. Der Heilungsverlauf werde aber noch Monate dauern. Kastner: „Die genähten Nerven müssen neu zusammenwachsen, dann benötigt er eine Reha. Verläuft alles nach Wunsch, kann er wieder als Bauarbeiter arbeiten.“

Linzer Unfallchirurg Michael Pollak (32) (Bild: KUK)
Linzer Unfallchirurg Michael Pollak (32)

„Arbeiten nonstop am Patienten“
KUK-Unfallchirurg Michael Pollak (32) erklärt die Schwierigkeiten bei mikrochirurgischen Marathon-Operationen wie im Fall W.

„Krone“: Was macht chirurgische Eingriffe wie im Fall Mateusz W. so kompliziert?
Michael Pollak: Bei den Abtrennungen handelt es sich um keine glatten chirurgischen Schnitte, sondern um Verletzungen mit Schmutz, Quetschungen, Zerreißungen und Hitzeschäden.

Das heißt, es muss noch etwas abgetrennt werden?
Ja, die Gliedmaße muss von dem gequetschten Anteil befreit werden. Dadurch kommt es natürlich zu Längendifferenzen, beispielsweise fehlt dann bei einem Gefäß ein halber Zentimeter. Weiters gilt es auch die Sehnen genau zuzuordnen - exakt zu schauen, wo welche dran gehört.

Für solcherart Mikrochirurgie benötigen Sie Spezialgeräte und OP-Instrumente.
Wir verwenden anatomische Instrumente, die auf kleinstem Raum eingesetzt werden können. Und natürlich arbeiten wir mit optischen Vergrößerungen.

Wie lange bleibt Zeit, um ein Gefäß wieder durchbluten lassen zu können?
Im Fall von Herrn W. waren das einige Stunden.

Können Sie während einer Marathon-OP zur Toilette gehen oder etwas trinken?
Nein, wir arbeiten nonstop am Patienten.

Jürgen Pachner, Kronen Zeitung

Porträt von OÖ-Krone
OÖ-Krone
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