Die Corona-Krise hat dem Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof ebenfalls einen schweren Schlag verpasst. Die nun folgenden Schließungen sind Teil eines Sanierungsplans, weitere könnten noch folgen. Der Konzern gehört René Benkos Signa Holding - laut Gewerkschaft sind bis zu 6000 Menschen von dem Kahlschlag betroffen.
Es sind bittere Stunden für den deutschen Handel. Aufgrund der Corona-Krise schließt Galeria Karstadt Kaufhof mehr als ein Drittel seiner Filialen, rund 6000 Beschäftigte verlieren ihren Job. Für zunächst 62 der insgesamt 172 Warenhäuser sei das Aus besiegelt, teilte der zu Benkos Signa Holding gehörende Konzern am Freitag mit: „Für sie besteht keine wirtschaftliche Fortführungsperspektive.“
Schon länger angeschlagen
Zuvor haben Online-Händler wie Amazon oder Zalando Deutschlands letztem großen Warenhauskonzern massiv zugesetzt. Durch die Corona-Krise seien die Umsätze nun endgültig weggebrochen. Der fusionierte Warenhaus-Riese hatte Anfang April ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Dieses gilt als Vorstufe der Insolvenz, folgt den gleichen Regeln und mündet oft in ein reguläres Insolvenzverfahren.
Weitere Schließungen könnten folgen
Die Rosskur ist dabei nur ein Teil des Sanierungsplans der Kette, die nun auch mit ihren Vermietern über Mietnachlässe spricht. Für die betroffenen Beschäftigten einigten sich der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz und der Sachwalter Frank Kebekus mit den Arbeitnehmern auf einen Sozialplan und einen Interessenausgleich. Weitere Filialschließungen stehen Insidern zufolge auch bei Karstadt Sports ins Haus, wo 20 Filialen betroffen sein könnten.
6000 Mitarbeiter betroffen
„Dies ist eine der bittersten Stunden in der Geschichte des deutschen Einzelhandels“, sagte Verdi-Einzelhandelsexperte Orhan Akman: „Wir reden von mehr als 6000 betroffenen Menschen.“ Die Mitarbeiter wurden am Nachmittag über die Pläne informiert. Für die Betroffenen solle es der Übereinkunft zufolge Abfindungen geben, zudem können sie für sechs Monate in einer Transfergesellschaft beschäftigt werden.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil forderte, der Konzern müsse auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Von den Schließungen betroffen sind unter anderem Filialen in Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart.
Kritik an Sparmaßnahmen
Der Konzern gehört so wie zahlreiche seiner Warenhaus-Immobilien der Signa Holding des österreichischen Immobilien-Investors Benko, der seit Juni 2019 Alleineigentümer ist. Mit der Fusion von Karstadt und Kaufhof wollte man „die Umsetzung der Vision vom Marktplatz der Zukunft“ erreichen. Arbeitnehmer kritisierten zuvor aber mehrmals die gesetzten Sparmaßnahmen und mutmaßten, dass Signa vorwiegend an den Immobilien der Kette interessiert sei. Ein Paket mit 17 Immobilien hat Signa Insidern zufolge bereits an einen Finanzinvestor verkauft.
Eine Milliarde Umsatzverlust
Der Sanierungsplan soll nun unter hohem Zeitdruck umgesetzt werden. „Insgesamt dürfte sich der Umsatzverlust (in der Krise, Anm.) auf bis zu eine Milliarde Euro belaufen“, hieß es in einem Schreiben der Geschäftsleitung. Am 22. Juni möchte die Geschäftsleitung ihren Gläubigern einen Insolvenzplan präsentieren.
Für die betroffenen Gemeinden bedeuten die Pläne für die Schließung der Warenhäuser in besten Innenstadtlagen einen herben Rückschlag. „Stirbt der Handel, stirbt die Stadt“, warnte der Einzelhandelsverband HDE. Er hält es für möglich, dass durch die aktuelle Krise rund 50.000 Handelsstandorte in Deutschland verloren gehen. Es komme nun darauf an, die Auswirkungen der Kaufhaus-Schließungen in Grenzen zu halten.
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