Im Wiener Ostarrichi-Park wird künftig eine Namensmauern-Gedenkstätte an die über 64.000 in der NS-Zeit ermordeten Juden aus Österreich erinnern. Am Montag erfolgte der Spatenstich für das vom Holocaust-Überlebenden Kurt Y. Tutter initiierte Denkmal, fertig sein soll es im Herbst 2021. Die Mauer sei auch eine „Mahnung für die Zukunft“, betonte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP).
Die „Gedenkstätte für die in der Shoah ermordeten jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich“ sieht in ovaler Anordnung mehrere Steinmauern vor, in welche die über 64.000 Namen der Ermordeten eingraviert werden. Gebaut wird das Denkmal im Ostarrichi-Park im Wiener Bezirk Alsergrund, einer Grünfläche vor der Österreichischen Nationalbank neben dem Alten AKH.
„Eine Geste des Erinnerns"
Sobotka, der auch Präsident des „Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus“ ist, richtete beim Festakt anlässlich des Baubeginns ein „beschämendes Danke“ an Initiator Tutter, denn eigentlich wäre es nicht Aufgabe eines Überlebenden gewesen, für so ein Denkmal im öffentlichen Raum zu sorgen. „Wir können dem Holocaust nichts entgegensetzen - hier gibt es keine Geste des Wiedergutmachens, aber es gibt eine Geste des Erinnerns.“
Die Mauer sei auch eine „Mahnung für die Zukunft“, dass es klarer Auftrag für alle sei, Antisemitismus zu bekämpfen. Dieser sei in rechten und linken Rändern sowie auch im muslimischen Kulturkreis zu finden, meinte Sobotka. Nur dann, wenn jüdisches Leben wieder blühe, werde es gelingen, die Wurzeln des Antisemitismus halbwegs zu bekämpfen.
„Das Gedenken muss der Zukunft dienen“, erklärte auch Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Es brauche Sicherheit für die jüdischen Gemeinden, forderte er. Deutsch zollte sowohl Tutter Anerkennung als auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), dem die Auseinandersetzung mit der Verantwortung ein so großes Anliegen sei, dass er das Projekt zur Umsetzung gebracht habe.
Die Namensmauer solle ein Ort des Gedenkens, aber auch der Reflexion sein. Jeder trage die Verantwortung, „täglich gemeinsam alles dafür zu tun, dass so etwas nie wieder passiert - das sind wir den Opfern der Shoah, deren einzelne Namen hier eingraviert werden, schuldig“.
„Gesellschaft frei von Extremismus schaffen“
Man werde in Zukunft daran gemessen werden, wie man Antisemitismus in allen Formen bekämpfe, „welche Taten wir setzen, um eine Gesellschaft frei von Extremismus zu erschaffen“, meinte Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP). Mit dem Denkmal wolle man den Ermordeten ein Stück Identität und Würde zurückgeben, erklärte sie. Die Namen würden „unauslöschlich in Stein gemeißelt“, damit die Erinnerung bleibe. Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) betonte, man müsse das Erinnern frisch halten.
Kanzler Kurz blieb der Veranstaltung fern, weil er sich laut Edtstadler gesundheitlich „nicht wohl“ fühle.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.