Drogenring ausgehoben

Groß-Dealer residierten in Luxuswohnungen

Wien
23.06.2020 14:20

Nach mehr als einem Jahr polizeilicher Ermittlungen haben Drogenfahnder der Außenstelle West des Wiener Landeskriminalamtes einen Marihuana-Verteilerring ausgehoben. 40 Mitglieder der Organisation wurden festgenommen, 111 Kilo Marihuana, 70.000 Euro in bar und zwei Pistolen beschlagnahmt. Die Groß-Dealer residierten unter anderem in Luxuswohnungen.

Die Ermittlergruppe mit Leiter Oberst Georg Rabensteiner hatte laut Polizeisprecher Paul Eidenberger im März des Vorjahres zu ermitteln begonnen, nachdem mehrere Hinweise auf die vor allem aus nordafrikanischen Staaten stammende Tätergruppe eingegangen waren. Die Hinweise deuteten darauf hin, dass der Ring Marihuana in großem Stil weiterverteilte. Eigene Straßenhändler gehörten der Gruppe nicht an.

Paar an Spitze der Organisation
Die Drogen wurden zwar zum Teil aus dem Ausland - Albanien in diesem Fall - importiert, ein großer Teil des Cannabis stammte aber offenbar aus österreichischem Anbau. Ein Paar, ein 35 Jahre alter Algerier und seine ein Jahr ältere Freundin aus Polen, soll Kopf der Organisation gewesen sein und lebte offensichtlich auf großem Fuß - residierte es doch in einer Luxuswohnung in Simmering. Die beiden organisierten die Deals und Lieferungen, Unterkünfte, Personelles und die Verteilung des Suchtgiftes. Neben ihnen gehörten 13 weitere Verdächtige aus Algerien, Polen, Marokko und Syrien im Alter von 25 bis 49 Jahren zur inneren Führungsriege. Sie betreuten Bunker und fungierten als Großverteiler.

Nahezu alle Festgenommen sind Asylwerber
Dazu gab es zwölf Verteiler der mittleren Ebene im Alter zwischen 19 und 54 Jahren aus Algerien, Marokko, Libyen und Bulgarien sowie 13 Verteiler der unteren Ebene zwischen 21 und 49 Jahren aus Algerien, Marokko, Libyen, Ägypten und dem Irak. Über sämtliche führenden Mitglieder der Organisation wurde die Untersuchungshaft verhängt. Bei nahezu allen Festgenommenen handelt es sich Eidenberger zufolge um Asylwerber, anerkannte Flüchtlinge oder Personen, die sich illegal in Österreich aufhalten. Teilweise hatten sie falsche Identitäten und gefälschte Dokumente, viele wiesen einschlägige Vormerkungen auf.

(Bild: APA/LPD WIEN)

Der Hauptverdächtige soll bereits dreimal abgeschoben worden, aber jeweils mit falschen Identitäten zurückgekehrt sein. Die Einvernahmen legen nahe, dass die Gruppe seit Anfang 2018 eine halbe Tonne Marihuana in Wien, Niederösterreich und Graz weiterverteilt hat. Eidenberger zufolge sind die Ermittlungen noch im Gange.

Nicht die einzige Luxuswohnung
Detail am Rande: Die Wohnung des hauptverdächtigen Pärchens dürfte nicht die einzige Luxuswohnung der Bande gewesen sein. Im Laufe mehrerer Monate gab es immer wieder Zugriffe der Polizei, einige davon in weiteren Luxuswohnungen. Neben den Appartements verwendete die Bande auch Autos als Bunker. In einem Fall wurde ein solcher Bunkerwagen von drei Jugendlichen in Floridsdorf für eine Spritztour gestohlen. Sie wurden festgenommen. Ein weiterer Bunker-Pkw wurde wegen Falschparkens abgeschleppt. Beide Wagen hatten einen nicht existierenden Zulassungsbesitzer mit nicht existenter Adresse in der Slowakei.

Im Dezember 2019 nahmen die Ermittler ein führendes Mitglied der Gruppe im Bereich der U-Bahn-Station Nußdorfer Straße fest, das 50.000 Euro in bar in einem Rucksack dabeihatte. Der Mann kam offenbar gerade von einem Deal. Die Ermittlungen ergaben, dass im März 2018 bereits acht weitere Bandenmitglieder festgenommen worden waren. Die Organisation galt als höchst gewalttätig. Ihre Gewinne transferierte sie in der Regel schnell ins Ausland.

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