Zum 40. Bandgeburtstag beschenken uns die Synthiepop-Könige Depeche Mode zwar nicht mit einem neuen Studioalbum, aber mit einem fetten Package, das aus der gefeierten Doku „Spirits In The Forest“ und den zwei legendären Konzerten auf der Berliner Waldbühne besteht. Ein Muss für Fans.
Anton Corbijn kennt man in erster Linie als Fotograf für die ganz Großen wie die Rolling Stones, U2, Tom Waits, Frank Sinatra und eben Depeche Mode. Der gebürtige Niederländer drehte aber auch unzählige Musikvideos und als aktuellstes Projekt „Spirits In The Forest“, eine ganz besondere Dokumentation, die sich thematisch um die Synthie-Pop-Könige dreht, aber aus einer ganz eigenen Perspektive gedreht wurde. Corbijn hat sechs internationale Fans ausgewählt, für die Depeche Mode mehr als nur eine Band, sondern vielmehr Lebensinhalt und persönliche Wegbereiter sind. Eingeklammert ist die Handlung von den zwei famosen Konzerten Ende Juli 2018 auf der Berliner Waldbühne, wo Dave Gahan und Co. ihre globale „Spirit“-Tour mit mehr als nur einem Knalleffekt beendet hatten.
Einzelschicksale
Die 115 Shows starke Tour versammelte insgesamt rund drei Millionen Fans vor den unterschiedlichsten Bühnen der Welt. Gerade jetzt im ersten Sommer ohne Konzerte und Festivals hat der Konzertmitschnitt mehr als nur etwas Tröstliches. Mehr als tröstlich sind auch die Geschichten der Fans, die Corbijn in der Dokumentation ausführlich zu Wort kommen lässt. Da ist die junge Mongolin Indra, die temporär ihrer Plattenbau-Tristesse in Ulan Bator für eine einmalige Konzertreise nach Berlin entflieht. Da ist der junge Brasilianer Daniel, der nach Berlin geflüchtet ist um sein Coming-Out möglich zu machen. Da ist die Französin Carine, die an Depressionen leidet und nach einem Unfall keine Erinnerungen mehr an ihre Familie und sich selbst hat, aber sich noch sehr gut an die Depeche-Mode-Alben erinnert, die sie immer hörte.
Natürlich kann und muss man sogar hinterfragen, ob eine derartige Götzenhuldigung wie jene von Depeche Mode verknüpft mit mehr oder weniger tragischen Schicksalen ihrer treuesten Fans nicht doch zu viel des Guten ist, aber eine gute Geschichte braucht eben auch ein gutes Drehbuch. Für die Rollen im Film konnten sich die Fans bewerben und wer Wortspenden von den drei Musikern Dave Gahan, Martin L. Gore und Andrew Fletcher erwartet, wird enttäuscht werden. Corbijn war es ein besonderes Anliegen, die Geschichten von außen auf Zelluloid zu bannen und den Wert der Band und vor allem ihrer Songs als narrativen Faden für die persönlichen Erzählungen einzuspinnen. Auch wenn der Film schon länger verfügbar ist, erscheint - Corona-verspätet - nun endlich das Package mit „Live Spirits“, wo man auf DVD und BluRay eben nicht nur die Doku, sondern auch die Livekonzerte zu sehen bekommt.
Reach out and touch faith
Für Depeche-Mode-Fans ist das neue Package der Kultband auch ein Geburtstagsgeschenk, feiern die Briten heuer doch ihren 40er. Auch wenn „Spirit“ schon wieder drei Jahre zurückliegt, scheint ein neues Studioalbum noch in weiter Ferne zu liegen, was unter anderem auch Dave Gahan indirekt bestätigte, der sich derzeit lieber auf seine Soloaktivitäten und andere Projekte konzentriert. Wie wichtig die Musikmaschinerie Depeche Mode im globalen Kontext ist, zeigt aber nicht zuletzt dieses Package, das zum ersten Mal in seiner Gänze verfügbar sein wird. „Reach out and touch faith“ - oder so ähnlich…
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