Dass Produktbewertungen im Internet oftmals geschönt oder gar gefälscht sind, ist bekannt. Je besser ein Produkt abschneidet, umso öfter wird es schließlich gekauft. Hinter den gefälschten Sterne-Bewertungen stecken zumeist professionelle Agenturen. Wie diese arbeiten, zeigt jetzt ein Undercover-Test der Stiftung Warentest.
Das Geschäft mit den Sterne-Bewertungen im Internet floriert. Denn viele Nutzer orientieren sich bei ihren Kaufentscheidungen an den Bewertungen anderer Kunden. Profiteure des Manipulations-Geschäftes sind die Bewertungsagenturen und deren Kunden. Die Produktbewerter der Agenturen müssen sich dagegen mit Cent-Beträgen pro Auftrag begnügen oder können die Ware günstiger kaufen. Meist handelt es sich um Privatleute, die die Texte im „Nebenjob“ schreiben.
Die Tester der Stiftung Warentest meldeten sich inkognito bei sieben Agenturen als Rezensenten an und verfassten Dutzende von Bewertungen - alle mittelprächtig mit nur drei Sternen. Weniger wollten sie nicht vergeben, um keinem Produkt zu schaden. Bei 63 Prozent der von ihnen verfassten Bewertungen griffen die Agenturen jedoch teils massiv ein und forderten die Tester auf, mindestens vier oder fünf Sterne zu vergeben.
Foto als Vorlage
Manchmal bekamen die Rezensenten nur ein Foto als Vorlage und sollten bewerten, wie gut sie die Ware fanden. Oder sie sollten sich ein Produkt vorstellen und dann dazu eine Rezension verfassen. Die Produkte mussten sie dafür häufig über das eigene Amazon-Konto bestellen - Amazon kennzeichnet das dann als „verifizierten Kauf“ -, sodass alles wie bei einem echten Kunden abläuft. Die Ausgaben für das Produkt erstattete die Agentur teils erst, nachdem die Bewertung, wie von der Agentur gewünscht, geschönt wurde.
Zehn Bewertungen für 99 Euro
Zusätzlich hat die Stiftung Warentest geprüft, wie leicht Online-Händler Top-Bewertungen kaufen können. Dazu bestellte ein Internethändler für sein Google-Profil bei mehreren Agenturen im Auftrag der Stiftung positive Bewertungen - alles sei „ganz einfach gegangen“, so die Stiftung. Eine Bewertung kostete meist um die zehn Euro. Verkauft wurden sie im Paket, zum Beispiel zehn Bewertungen für 99 Euro. Wenige Tage nach dem Bezahlen trudelten die ersten Spitzenbewertungen ein, „die erschreckend echt klangen“.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.