Rund 600.000 Testungen auf SARS-CoV-2 sind in Österreich bisher durchgeführt worden; der Großteil von den Gesundheitsbehörden, doch auch private Labore verzeichnen eine verstärkte Nachfrage sowohl nach PCR- als auch Antikörpertests. Bei 8,9 Millionen Österreichern ist aber noch viel Luft nach oben, wenn man bedenkt, dass sich nur durch großflächiges Testen ein genaues Bild über die Verbreitung des Coronavirus in unserem Land ergibt. Doch kann sich jeder testen lassen? Und vor allem: Wohin wendet man sich, wenn man nicht zu jenen gehört, die entweder Symptome aufweisen oder Kontakt zu einem nachweislich Erkrankten hatten? Denn in jenen Fällen ist man natürlich bei der Gesundheitshotline 1450 an der einzig richtigen Stelle.
Seit Beginn der Krise wurden von den österreichischen Gesundheitsbehörden mit Stand Sonntagmorgen 9.30 Uhr 602.520 Testungen durchgeführt. Weil die bereits frühen Eindämmungsmaßnahmen Wirkung zeigten, ist Österreich vergleichsweise glimpflich davongekommen: 17.619 Menschen wurden bisher positiv getestet, 702 Menschen starben bis einschließlich Sonntag mit Covid-19. Viele Österreicher wüssten aber gerne, ob sie auch bereits in Kontakt mit dem Virus getreten sind und sich infiziert haben, ohne es zu wissen, denn in zahlreichen Fällen verläuft eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus symptomlos. Im Rahmen der immer weiteren Lockerungen - Stichwort: volle Biergärten bzw. Privatpartys mit wieder zahlreichen Teilnehmern - sind manche aber auch einfach nur verunsichert und fragen sich: „Kann es sein, dass ich mich beim letzten Zusammensein angesteckt habe?“
„Es braucht schon einen konkreten Anlassfall“
In solchen Fällen die Gesundheitshotline anzurufen, macht ohne einen konkreten Verdacht in den meisten Fällen erstens keinen Sinn und könnte zudem, sollte tatsächlich ein Team für eine Testung anrücken, die anderweitig dringender gebrauchten Kapazitäten blockieren. „Es braucht schon einen konkreten Anlassfall“, sagt Andreas Huber, der Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien, gegenüber krone.at. Solche Anlassfälle sind Symptome wie Husten, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit, Katarrh der oberen Atemwege und/oder plötzlicher Verlust des Geschmacks-/Geruchssinnes, für die es keine andere plausible Ursache gibt. Fieber kann, muss aber nicht auftreten.
Auch kann ein Hausarzt eine Empfehlung auf einen Test aussprechen - wenn zum Beispiel ein Kontakt zu einem bestätigten Covid-19-Fall in den letzten 14 Tagen vorliegt oder der Patient in den 14 Tagen davor in einem Gebiet mit Virusaktivität war.
Website listet Labore auf, bei denen man sich testen lassen kann
Eine Website, die von der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC) erstellt wurde, listet österreichische ärztliche Labore auf, die Tests für Covid-19 anbieten - sowohl was sogenannte PCR-Tests als auch Antikörpertests betrifft. Bei Ersteren wird Probenmaterial der Atemwege entnommen und eine aktuell bestehende Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen, Antikörpertests zeigen eine Infektion mit dem Virus anhand einer Reaktion des Körpers auf die durchgemachte Krankheit auf. Je nachdem, in welchem Stadium man sich mutmaßlich befindet, sind der eine oder andere Test bzw. das eine oder andere Institut sinnvoll.
Kosten für PCR-Test zwischen 120 und 190 Euro
Labore, die solche Testungen durchführen, gibt es laut der Website covid19-labore.at in allen Bundesländern außer Niederösterreich. Hier ergab aber eine Nachfrage beim Landessanitätsstab, dass Privatpersonen sich am Flughafen Wien-Schwechat und im Primärversorgungszentrum St. Pölten testen lassen können. Für Wien listet die Seite 15 Institute auf - acht davon führen sowohl PCR- als auch Antikörpertests durch, die anderen entweder das eine oder das andere. Allerdings führen nicht alle Labore auch Testungen für Privatpersonen durch.
Die Kosten sind ebenfalls unterschiedlich und reichen von 30 bis 35 Euro für einen Antikörpertest und von 120 bis 143 Euro (bzw. 190 Euro bei der Teststelle am Flughafen Wien) für einen Nachweis einer akuten Infektion.
Einmal mehr der Appell: Bei Symptomen 1450 anrufen!
Für einen Antikörpertest bracht man in den meisten Fällen keine Voranmeldung, da dazu lediglich eine Blutabnahme nötig ist. Für die PCR-Abstriche wird um eine Terminvereinbarung gebeten - auch um vor Ort die vorgeschriebenen Maßnahmen wie Mindestabstand einhalten zu können. Bei allen Stellen wird betont, dass Personen, die bei Verdacht auf eine Infektion Symptome verspüren, die Laborräumlichkeiten nicht betreten dürfen, sondern zu Hause bleiben und sich an die Gesundheitshotline 1450 wenden sollen.
Antikörpertests schon im Rahmen normaler Blutabnahmen
Antikörpertests können mittlerweile auch bei zahlreichen Hausärzten im Rahmen einer normalen Blutabnahme mit durchgeführt werden, sofern das Labor, das die Blutproben für die Ordinationen untersucht, solche anbietet. Allerdings ist so ein Test nur dann sinnvoll, wenn die mutmaßliche Infektion mindestens zwei, im besten Fall aber vier Wochen zurückliegt.
Was passiert bei einem positiven Ergebnis?
Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in den meisten Fällen per Post zugestellt. Bei positiven Ergebnissen von PCR-Tests - eben auch jenen, die sich bei privat durchgeführten Tests herausstellen - sind die Labore gesetzlich verpflichtet, dies in das Epidemiologische Meldesystem (EMS) des Gesundheitsministeriums einzumelden, da Covid-19 eine meldepflichtige Krankheit ist. Diese Meldung geht laut dem medizinischen Krisenstab dann an die Gesundheitsbehörde des zuständigen Bundeslandes zur weiteren Bearbeitung. Antikörpertests spielen in diesem Zusammenhang derzeit noch keine Rolle.
Schnelltests zum Antikörpernachweis nur bedingt aussagekräftig
Sogenannte Schnelltests, die man etwa in Apotheken kaufen kann und die schon nach zehn Minuten ein Ergebnis anzeigen, sind übrigens nur bedingt zuverlässig, wird von Experten betont. Bei einer Studie der Landesgesundheitsagentur Niederösterreich etwa fand man heraus, dass diese Tests nur dann valide Ergebnisse liefern, wenn sie nicht zu früh angewendet werden. Bei der Untersuchung, die im Mai durchgeführt wurde, zeigten diese Tests bei einem Drittel ein falsch negatives Ergebnis auf sogenannte IgM-Antikörper an, obwohl im Labor diese akuten Antikörper nachgewiesen werden konnten. Geht es aber um den Nachweis von IgG-Antikörpern, die im Körper erst einige Zeit nach einer Infektion gebildet werden, deckten sich die Ergebnisse der Tests mit den Laborergebnissen.
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