Die Herkunft von Lebensmitteln ist oft kaum erkennbar. Die Landwirtschaftskammer will eine verpflichtende Kennzeichnung, die Wirtschaftskammer hält aber weiter dagegen.
Es ist ein Laster, der in Tirol die Wogen hochgehen ließ. Denn auf der Lkw-Plane ist groß der Schriftzug „Tönnies“ zu sehen - ein Firmenname, der aufgrund eines fatalen Coronaausbruches nicht mehr aus den Schlagzeilen kommt - und in Tirol einmal mehr eine Debatte rund um Lebensmittelkennzeichnung lostrat.
Denn der Laster der Großschlachterei stand, wie berichtet, vor der Firma MPreis, belieferte deren „Alpenmetzgerei“. Die Frage nach der Vereinbarkeit zwischen dem Firmenmotto – „Bestes Fleisch, köstliche Wurstwaren und edle Spezialitäten brauchen besondere Aufmerksamkeit, schonenden Umgang und Qualität auf höchstem Niveau. Darum gibt es die Alpenmetzgerei“ – und den fragwürdigen Bedingungen für Mensch und Tier bei „Tönnies“, blieb vom Unternehmen auf „Krone“-Nachfrage unbeantwortet.
Man verwies auf jene Produkte, die mit dem AMA-Gütesiegel versehen sind – dessen Tiere daher in Österreich geboren, gemästet, geschlachtet und zerlegt wurden.
Firmenname suggeriert regionales Produkt
„Für die Wurstproduktion wird neben österreichischem Fleisch auch qualitätsgeprüftes Fleisch aus Deutschland verwendet, hier war die Firma Tönnies einer der Lieferanten. Sie wurde gesperrt“, so MPreis. Heißt, wo nicht ausschließlich heimisches Fleisch drin ist, ist kein AMA-Gütesiegel drauf. Doch alleine der Firmenname „Alpenmetzgerei“ suggeriert, dass man ein regionales Produkt einkauft.
„Neue Verordnung geht nicht weit genug“
Eine neue EU-Verordnung, die seit April in Kraft ist, gibt nun vor, dass das Herkunftsland der Primärzutat angegeben werden muss, wenn die Verpackung irreführend ist, doch die gehe laut Landwirtschaftskammer nicht weit genug. „Bei der freiwilligen Kennzeichnung bringt uns das einen Schritt weiter. Standard müsste aber sein, dass Hersteller die Konsumenten verpflichtend über die Herkunft der enthaltenen Zutaten informieren“, heißt es dazu von Josef Hechenberger, Präsident der LK Tirol. Am 18. Juni wurde ein entsprechender Entschließungsantrag im Nationalrat eingebracht.
Grüne und LK sind einig, WK weiter dagegen
Dass es hierbei zu einer raschen Umsetzung kommt fordern auch die Tiroler Grünen - und zwar nicht nur den Handel betreffend: „Dass in Supermärkten die Kundinnen durch die verpflichtende Kennzeichnung nachvollziehen können, woher ihr Fleisch kommt und damit Etikettenschwindel erkennen können, ist das, was es auch in der Gastro und in öffentlichen Küchen braucht“, fordert Georg Kaltschmid, Landwirtschaftssprecher.
Bei der Wirtschaftskammer sorgen diese Forderungen im Lebensmittelhandel für Kopfschütteln, in der Gastronomie vermehrt für Ärger. Während Stefan Mair, Obmann des Lebensmittelhandels, aufgrund des Mehraufwandes von einem höheren Schaden als Nutzen spricht – und weiterhin auf die freiwillige Kennzeichnung setzt, wird Josef Hackl, Obmann der Sparte Tourismus, noch deutlicher: „Der bürokratische Aufwand würde sich dadurch ins Endlose erhöhen. Ich sage in aller Deutlichkeit: Das Limit an Auflagen, Pflichten und Verordnungen für uns Wirte ist mehr als erreicht!“
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