Armee im Einsatz

Corona-Cluster: Unruhen in süditalienischer Stadt

Ausland
26.06.2020 18:26

Wegen eines Corona-Ausbruchs in der süditalienischen Kleinstadt Mondragone nordwestlich von Neapel regt sich Unmut in der Bevölkerung, der bereits mehrfach in Gewaltausbrüche gipfelte. Denn die Infektionswelle grassiert unter ausländischen Landarbeitern. Rund 700 der Arbeiter, die meisten aus Bulgarien, stehen seit Montag in einem Gebäudekomplex unter Quarantäne, nachdem 43 positive Fälle festgestellt worden waren. Am Donnerstag zogen allerdings Hunderte durch die Straßen (siehe auch Video oben), mehrere Infizierte sollen aus der Quarantäne geflüchtet sein. Die Häuser werden nun Tag und Nacht von Polizei und Armee kontrolliert.

In dem betroffenen Gebäudekomplex in Mondragone wohnen den Berichten lokaler Medien zufolge Menschen, die sich teilweise illegal in Italien aufhalten, sowie italienische Hausbesetzer. Die Wohnsiedlung sei „eines von Tausenden Ghettos in Italien, in denen wir Ausländer ohne Papiere ansammeln, um sie unter mehr oder weniger abscheulichen Bedingungen leben zu lassen“, beschrieb der Journalist Goffredo Buccini in der Tageszeitung „Corriere della Sera“ die Situation am Freitag.

Rund 700 Beschäftigte in der Landwirtschaft, die meisten aus Bulgarien, stehen seit Montag in einem Gebäudekomplex in Mondragone unter Quarantäne. (Bild: AP/LaPresse)
Rund 700 Beschäftigte in der Landwirtschaft, die meisten aus Bulgarien, stehen seit Montag in einem Gebäudekomplex in Mondragone unter Quarantäne.

Rund 700 Beschäftigte in der Landwirtschaft stehen dort seit Montag unter Quarantäne. „Zwei Wochen lang darf niemand diese Gebäude verlassen. Die Zone wird 24 Stunden am Tag von Polizei und Armee kontrolliert“, sagte der Präsident der Region Kampanien, Vincenzo de Luca. Er werde die gesamte Stadt unter Quarantäne stellen, wenn es 100 positive Fälle gebe, kündigte er an. Alle Bewohner sollen laut Gesundheitsbehörden auf das Virus getestet werden. 

Anwohner warfen Steine auf die Arbeiter
In der Kleinstadt ist man auf die Landarbeiter nicht gut zu sprechen, es kommt immer wieder zu Spannungen und Zustammenstößen. Als am Donnerstag Hunderte Arbeiter in einem Protestmarsch durch Mondragone zogen, warfen Anwohner mit Steinen nach den Männern. In Fernsehberichten war zu sehen, wie Einwohner die Autokennzeichen von beschädigten Fahrzeugen bulgarischer Arbeiter triumphierend hochhielten. Autoscheiben wurden eingeschlagen, in der Nacht außerdem ein Fahrzeug in Brand gesetzt.

Nach einem Corona-Ausbruch unter ausländischen Landarbeitern in einer süditalienischen Kleinstadt kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Arbeitern und der lokalen Bevölkerung. (Bild: AFP)
Nach einem Corona-Ausbruch unter ausländischen Landarbeitern in einer süditalienischen Kleinstadt kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Arbeitern und der lokalen Bevölkerung.

Mehrere Infizierte sollen aus Quarantäne geflohen sein
Die Polizei griff ein, um die Demonstranten zurückzudrängen und sie zurück in die Gebäude und die angeordnete Quarantäne zu schicken. Am Abend trafen rund 50 Soldaten ein, um eine Sperrzone durchzusetzen. Laut Di Luca entzogen sich mehrere mit dem Virus infizierte Menschen der Quarantäne und flüchteten.

Die Bereitschaftspolizei schickte Verstärkung in die Stadt Mondragone nordwestlich von Neapel. (Bild: AFP)
Die Bereitschaftspolizei schickte Verstärkung in die Stadt Mondragone nordwestlich von Neapel.
(Bild: AFP)

Zehn neue Infektionsherde in Italien
Italien ist eines der am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas. Mehr als 34.700 Menschen starben an der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19, knapp 190.000 Infizierte gelten als genesen. Italienische Medien berichteten in den vergangenen Tagen von rund zehn neuen Infektionsherden im Land, unter anderem in Pflegeheimen in Como und Alessandria, in einem religiösen Institut in Rom sowie in einem Lagerhaus in Bologna.

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