Den dritten Abend in Folge hat in Wien Ausnahmezustand geherrscht: Erneut veranstalteten Kurden und linke Aktivisten im Bezirk Favoriten eine Protestkundgebung, und erneut gab es Provokationen türkischer Faschisten. Böller und Flaschen flogen durch die Luft. Abermals soll auch der verbotene „Wolfsgruß“ gezeigt worden sein. Bereits an den vergangenen beiden Tagen waren die Demonstranten durch Anhänger der rechtsextremen türkischen „Grauen Wölfe“ gestört worden. Die Polizei war von Beginn weg mit einem Großaufgebot im Einsatz, stockte im Laufe des Abends aber sogar noch auf, um die Lage möglichst unter Kontrolle zu halten. Ein Beamter wurde verletzt, es gab zwei Festnahmen.
Rund um das Ernst-Kirchwerger-Haus in der Wielandstraße, in dem neben mehreren linken Kultur- und Politinitiativen auch der linke türkische Verein ATIGF untergebracht ist, wurde bereits am frühen Freitagabend eine Sperrzone errichtet. Hunderte Polizisten waren von Beginn an vor Ort. Ein Polizeihubschrauber kreiste permanent über dem Viertel, und sogar ein Wasserwerfer war einsatzbereit.
Offenbar wieder „Graue Wölfe“ im Einsatz
Laut den insgesamt rund 500 Aktivisten habe bereits zu Beginn „eine kleine Gruppe türkischer Faschisten“ versucht, den Start der Demo zu stören. Die Polizei stockte im Laufe des Abends ihr Aufgebot auf, um der Lage Herr zu bleiben. Trotzdem hatte sie Mühe, die Demonstranten und Provokateure - offenbar wieder Mitglieder der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ - auseinanderzuhalten. Wie es am Abend hieß, hätten Gegendemonstranten immer wieder versucht, in kleineren Gruppen von der Seite in die Versammlung einzudringen.
Flaschen und Böller flogen. Es kam vereinzelt zu weiteren Provokationen wie dem verbotenen „Wolfsgruß“. Die Polizei bestätigte am Abend zwei Festnahmen, ein Polizist wurde verletzt.
Offenbar auch am Hauptbahnhof Angriffe auf Demo-Teilnehmer
Die kurdischen Aktivisten zogen gegen 21.30 Uhr ab, die Demo endete schließlich nach rund vier Stunden beim Hauptbahnhof. Von dort schickte die Polizei die Teilnehmer in Kleingruppen nach Hause. Daran gab es aber auch Kritik - so postete der freie Journalist Michael Bonvalot ein Foto eines verletzten Antifaschishten: „Hier ist das jetzt das - absolut erwartbare - Ergebnis der Polizeitaktik, die linken DemonstrantInnen höchstens in 10er-Gruppen abziehen zu lassen.“ Wie es von der Polizei hieß, ist für Samstagnachmittag bereits die nächste Demonstration angekündigt.
Vizebürgermeisterin Hebein vor Ort
Demonstriert wurde „gegen die Aggressionen und Angriffe türkisch-nationalistischer und islamistischer Gruppen“ der vergangenen Tage, hatte es im Vorfeld geheißen. Auch Wiens Vizebürgermeisterin Birgit Hebein von den Grünen war vor Ort, um Solidarität zu zeigen. Ein paar Dutzend Schaulustige hatten sich abseits der Absperrungen zu den etwa 400 Demonstranten gesellt.
Anhänger der linken Gruppierung hatten via sozialen Medien dazu aufgerufen, an der Veranstaltung teilzunehmen - und sich jedoch nicht auf den Schutz durch die Polizei zu verlassen. Ein Twitter-User berichtete, dass in einem Zug, der um 18.36 Uhr am Wiener Hauptbahnhof ankam, einige Anhänger der „Grauen Wölfe“ saßen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.